niemeyer’s AHA! Erlebnisse - aus Tradition aktuell

— Mai/Juni 2017 —

vordorfsfeld 8 · 29473 göhrde · germany · telefon/fax +49 (0)5862 2940350 · email · impressumzuletzt aktualisiert am 18. April 2023

Hl. Hubertus
Patron der Jäger

Hubertushund

Hubertushund (Chien de Saint Hubert). Kopfportrait. Getönter Holzstich von Jules Huyot (Toulouse 1841 – Eaubonne 1921) nach Jules Gélibert (Bagnères-de Bigorre 1834 – 1916). Ca. 1870. Signiert. 17 × 15 cm (6¾ × 5⅞ in).

Nicht in Schlieker, Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte, 2016. – Thieme-Becker XIII, 365: (Gélibert) malt fast ausschließlich Tier- und Jagdbilder. – Schüler seines Vaters, des Tiermalers Paul G., dessen Fach er zusammen mit seinem Bruder Gaston unter Einschluß der Jagd fortsetzend favorisierte. Stellte seit 1859 im Pariser Salon aus, dann auch in Brüssel + Berlin.

Angebots-Nr. 14.463 | EUR 66. (c. US$ 71.) + Versand

Nicolaes de Bruyn, St. Hubertus

DER HUBERTUS
ALLER HUBERTUSSE

Im heimischen Umfeld des Heiligen
als von größter Authentizität .

Und in nahezu konkurrenzlos großem Format .

Mit Hubertuspraller Dedication
für den
Hubertus-Gralshüter
Frederik de Marselaer
— Rubens malte ihn —

Nicolaes de Bruyn

Antwerpen 1571 – Rotterdam 1656

St. Hubertus

Der südniederländische fürstliche „Wilde Jäger“ als nach Döbel Vater der Parforcejagd und entsprechend mit Horn und 6köpfiger Meute in großer Waldlandschaft in der Art des 3. Gillis van Coninxloo (Antwerpen 1544 – Amsterdam 1607) barhäuptig vor Kronen-Hirsch mit Kreuz kniend. Auf dem Pool hinter letzterem zwei Schwäne als den weissagenden Vögeln der Mythologie, am Stamm oberhalb des Pferdes eine zischelnde Schlange als Versucherin. Dem Hirsch am nächsten in Einzelstellung und als einziger auf seinen Herrn schauend ein Hubertus-Hund. Kupferstich. (1614.) Blattgröße 69,9 × 45,8 cm (27½ × 18 in).

Provenienz

Frederik de Marselaer ?

(Antwerpen 1584 – [St. Hubert-] Elewijt 1670)

Frederik Josef Ignatius de Marselaer ?

(1656 – 1718)

Conte Giovanni Maria Mazzuchelli

(Brescia 1707 – 1765)

(Jöcher VIII [1813], 1127 ff.; Meyers Konv.-Lex., 4. Aufl., IX [1889, 98)

mit dessen rückseitiger 5fach-Stempelung

Ausstellung

Schöne Beute — Bilder von der Jagd

Dr.-Hanns-Simon-Stiftung Bitburg

13. Januar – 3. März 2013

Literatur

Katalogbuch zur Ausstellung

Seiten 6 (blattgroße Detail-Abbildung), 13 f. + 147

Günther Schlieker
Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte, 2016

Komplett- + 2 Detail-Abbildungen 19/25 (dieses Explr.)

Nicht unter den 172 Abbildungen der gegenüber der 1927er Erstauflage reich vermehrten zweiten von Huyghebaert’s Sint Hubertus Patroon van de Jagers in Woord en Beeld, Antwerpen ( sic! ) 1949, siehe unten.

Hollstein 114 + Wurzbach 52, jeweils ohne Zustandsmerkmale, siehe unten, doch Wurzbach generell: „Die Abdrücke vor den Adressen von Gerard Valck (1626 – nach 1694) + Peter Schenk I (1661-1715). sind die besseren, weil seine feine Grabstichelarbeit bald abgenützt war“. – Das erst 1991 ( sic! ) in die Sammlung gelangte Exemplar des Rijksmuseums ohne Marselare-Wappen + „1656“, s. u., im Bild und ohne Untertext. – Bredius, Künstler-Inventare, V, Seite 1600, Nr. 9 („Van Sincte Huybrecht een plaet“), die Platte per 16. 1. 1632 in einem Inv.-Verzeichnis der Rotterdamer Waisenkammer nachweisend. – Nicht unter den 140 de Bruyn-Blättern des British Museum!

Vgl. Plietzsch, Gillis van Coninxloo 14 in Die Frankenthaler Maler (1910/1972) nebst Tafel V; Stechow, Dutch Landscape Painting (2. Aufl., 1968), SS. 65 ff. + Abb. 122; Devisscher, Kerstiaen de Keuninck (1987), SS. 36, 89 + Abb. Z 10.

Mit Joannes Meyssens’ (Antwerpen 1612 – Brüssel 1670; Maler, Zeichner, Kupferstecher u. Verleger; „gründete eines der größten Kunstverlagsgeschäfte in Antwerpen“ [Wurzbach])

1656er Verleger-Dedication für Frederik de Marselaer :

„ I(ll?). Nob(i)lissi(mum) Dno FR(E)DERI(C)O de MARSELAE(R,) Equiti Aurato et Lauretano, Baroni de (Perc)k (et E)lewyt S. Huberti, Toparchæ liberi Dominii de Opdorp. Hærseaux Oycke, etc. … Man. à Consiliis B(e)lli, septimum Bruxellæ Cons(uli, ha)nc D. Huberti iconem D. C. Q. Io(a)nnes Meyssens “.

Darüber im Bild selbst unten rechts

das „MARSELARE“ – Wappen

bestehend aus dem Stamm-Wappen unter der 5zackigen Adelskrone nebst den beidseitigen aufgerichteten

Parforce-Hunden ,

hier Wappen-Fahnen haltend: links die Marzelaer’sche, rechts die der Frau, Margriete van Borainage (de Bernaige, Baronaige, geb. 1584, Eheschließung 1626, weiteres siehe unten). Gefolgt unten mittig von der Jahreszahl 1656, die hier restaurativ hs. wiederhergestellt ist. Diese Hinzufügungen gegenüber dem Exemplar in Amsterdam auf Kosten marginaler Bildfüllsel. Die Neuauflage zu diesem Zeitpunkt denkbar sowohl als Gedenkausgabe zum Ableben de Bruyn’s als auch, und in Verbindung mit dem ausgedehnten Marselaer-Bezug wahrscheinlicher, als

Morgengruß zur Geburt des Marselaer-Enkel-Stammhalters Frederik .

Denn die gesellschaftliche Stellung des Großvaters war superb :

Bürgermeister von Brüssel ,

Obmann der St. Hubertus – Bruderschaft

und

Gralshüter der Elewijter Hubertus – Insignien

( A. Waumans, Levensschets van den H. Hubertus. Zijne vereering te Elewijt. 1927,
als Schlieker unbekannt gebliebener Quelle ).

Frederik de Marselaer

(Antwerpen 1584 – [St. Hubert-] Elewijt 1670)

Jöcher, Gelehrten=Lexicon III [1751], 208 + VIII [1813], 789;
Biographie Nationale XIII [1894/95], Sp. 854-860;

Die Inquisition
beschlagnahmt 1631 die 80 nach Madrid gelieferten Exemplare
von Marselaer’s Philipp IV. von Spanien [sic!] gewidmeten Legatus
[mehrere Auflagen zwischen 1618 + 1668, darunter Weimar 1663]
sowie die gleichfalls bei Moretus in Antwerpen erschienene
und nach dort gelieferte spanische Ausgabe des Ortelius-Atlasses;

Peter Paul Rubens

Rubens, Frederik de Marselaer
Marselaer-Brustbild, Öl, 1635/40

[Rosenberg, 2. Aufl., 1906, Abb. S. 333]
+
1638 Titelblattentwurf für den Legatus, gestochen von Cornelis Galle d. J.
zwischen Dec. 1656 + Juni 1665 für die 1666er Moretus-Ausgabe
[Corpus Rubenianum XXI, 1977, Tl. 1, SS. 344-348, Nr. 84 + Tl. II, Abb. 286;
van de Velde, s. u., Abb. 1],
nachdem er sich schon zu Beginn der 1620er mit solchem auseinandergesetzt
und jenes van Loon’s der 1626er Ausgabe inspiriert hatte
[van de Velde Abb. 3];

Franciscus Godin

Lusus Anagrammaticus super Illustri a Centum Lustris Nomine
DE MARSELAER, Brüssel 1662;

Anthony van Dyck

Marselaer-Porträt gestochen von Adriaen Lommelin
[aktiv Antwerpen 1654-1677];

Frans Keldermans

Porträtkupfer des 80jährigen de Marselaer + Ansicht seines Mausoleums
[Thieme-Becker XX, 1927, S. 85; Abb. + Inschrift des Porträts bei Hooc, s. u., S. 31];

M. Hooc

Een Brusselse Magistraat van het Ancien Régime:
Frederic de Marselaer
in Gemeentekrediet van België XXIII, 1969, SS. 27-35,
mit Abbildungen auch der Denkmünzen + Medaillen;

C. van de Velde

Rubens, Frederic de Marselaer en Theodor van Loon
in Festbundel beij de opening van het Kolveniershof en het Rubenianum, 1981, SS. 69-82.

Ridder Dr. iur. Frederic (Fraderi, Frider) de Marselaer

Herr von Opdorp, Ratsherr, Schatzmeister und schließlich Bürgermeister von Brüssel, promoviert 1611 zu Löwen, Kavalierstour nach Italien, Verfasser des 1618 erstmals erschienenen wichtigen zweiteiligen Werkes über Gesandtschaften,

Khpykeion, sive Legationvm Insigne ,

das den mit dessen Autor über Aufträge fürs Brüsseler Rathaus verbundenen Rubens umsomehr interessierte als seine eigenen Dienste in diplomatischen Angelegenheiten berührend, resümierend in seiner Einschätzung vom Wert verhandelnder Gesandter zu Zeiten des Friedens wie des Krieges, ja, während letzterer ganz besonders. In anderweitigem Antwerpener Titelblatt gab er dieser Überzeugung 1623 durch Gegenüberstellung von Frieden + Krieg durch göttliche Prototypen Ausdruck (van de Velde, siehe unten, Abb. 6) und dieser Gedankengang ist gleichen Jahres denn auch Gegenstand einer brieflichen Erörterung gegenüber de Marselaer, der sich für eine allfällige erweiterte, auch großformatigere Neuauflage seines Legatus ein neues Titelblatt wünschte. Das dann aber, 1626, von Theodoor van Loon geliefert wurde, gleichwohl im Geiste Rubens’. Nämlich mit Merkur und kämpferischer Minerva, und zwar als aneinandervorbeischauender Kontrahenten (van de Velde Abb. 3). Als eben dies auch vermittelnd, darf der gegenüber dem 1618er Titelblatt eines Anonymus nunmehr unterbliebene Rückgriff auf de Marselaers Devise

ARTE ET MARTE

bedauert werden. Faszinierend indes die Fortentwicklung dieses 1626er Titelblattes durch nunmehr Rubens selbst fünfzehn Jahre nach dessen 1623er erster Beschäftigung hiermit. Endgültig seine üblicherweise nur marginalere Rolle als Entrée-Buchschmuck hinter sich lassend, katapultiert es zu humanitärem Ereignis: Frieden + Krieg, Mercur + Minerva, reichen sich unter Zurückdrängens ihrer konträren Attribute über der Titeltafel des Marselaer’schen Legatus die Hand. In der ländlichen Stille von Elewijt — Rubens hatte 1635 den feudalen Landsitz Steen van Elewijt erworben, womit die langjährige Verbundenheit zwischen ihm und de Marselaer zu einer auch nachbarschaftlichen geworden war — überblickte Rubens, so Carl van de Velde seinen reich illustrierten schönen Beitrag in der 1981er Rubenianum-Festschrift, siehe unten, zusammenfassend, seine eigene Karriere als Diplomat und fand zu positiverer Sicht, ließ Minerva die von Pallas Athene entlehnte kämpferische Wehrhaftigkeit beiseitelegen und zu ihrer Rolle als Göttin des Friedens zurückfinden. Soweit dieser für die zusätzliche Positionierung de Marselaers bedeutsame Rubens-Aspekt.

In seiner Hubertus-Bezogenheit findet de Marselaer, per Heirat (s. u.) Herr und erster Baron von Perk und Elewijt, Herr von Herseaux, Oycke und Loxem geworden, zentrale Erwähnung nicht zuletzt in der Bulle des Mechelner Erzbischofs Jacobus Boonen vom 15. Oktober 1650, mit der dieser

sowohl die Elewijter Hubertus-Insignien als auch die Hubertus-Bruderschaft

per 1. Mai 1651 kirchenrechtlich anerkennt. Bestand letztere schon seit sehr langer Zeit, so waren die Insignien von den Antwerpener Kapuzinern für die Schloßkapelle von Elewijt übereignet worden, nachdem frühere bei Brandschatzung der Kirche im Verlauf des Bildersturms untergegangen waren. Die reich gestaltete Bulle – Huyghebaert Abbildungen 78-80 – zeigt in breiter Oberleiste als Mittelstück den Heiligen als Porträt-Medaillon mit Bichofs-Insignien und wohl dem Hirsch-Kopf zur Rechten und beidseits jeweils zwei von Jagdgesellschaften eingefaßte Wappen für Boonen + Marselaer, wobei das der Frau de Marselaer im Gegensatz zu deren Wappenfahne hier im Stich im linken Schildfeld die Symbole ihres Mannes zitiert. Die Seitenfelder schmücken Tulpen als damals noch sehr kostbar, wobei Huyghebaert für möglich hält, sie könnten als Reverenz gegenüber Rubens gedacht sein, der mit dergleichen seinen Tulpen-Freund Justus Lipsius zu erfreuen pflegte. Auch könne für die von Falkenbeize und Jagd auf Hoch- + Niederwild heimkehrende linke Gruppe der Oberleiste – Abb. 79 – an die Gegend von Baerbeek gedacht werden, in der Rubens, wie auch Teniers, manche Landschaft gemalt habe. Hingegen scheint ihm das von Rosenberg um 1630/35 angesetzte

Rubens’sche Brustbild-Porträt Frederik de Marselaer’s

– eine für echt angebotene mutmaßliche Kopie in jüngerer Zeit am Markt – unbekannt geblieben zu sein.

Ebenfalls 1650 hatte Erzbischof Boonen per Plakatdruck unter Auslobung 40tägigen Ablasses bereits zur Besichtigung der „in de Capelle van het Casteel des Heeren van PARCK ende ELEWYT“ gegebenen Insignien aufgefordert und seiner Hoffnung Ausdruck verliehen, Seine Päpstliche Heiligkeit könne den befristeten Ablaß zu einem vollen ausweiten, wie denn im Folgejahr seitens Innocenz X. zum 1. Mai für die

„ sekere Reliquien van S. HVYBRECHT ,

binnen de Kercke van Eelewyt … toe gestaen /

ende met Aflaet vereert heeft een Broederschap van S. HVYBRECHT “

und mit 1651er Plakatdruck unter päpstlichem Wappen publik gemacht worden. Vorbehalten war dieser Elewijter Vollablaß allerdings nur den Kirchgängern „op S. HVYBRECHTS dagh t’elcken iare den 3. Novembris“.

Wie sehr der Name Marselaer selbst noch nach Erlöschen im Mannesstamm um 1720 als ein Synonym für das Wohlergehen von Kirche + Reliquien von Elewijt stand, dokumentiert ein mit 16 × 21 cm (6¼ × 8¼ in) recht großes postumes Andenkenkupfer des Mechelner Antoon Opdebeeck (1709-1759) mit dem Hubertusgeschehen vor Elewijter Kirche, oberhalb derer Frederik’s Wappen schwebt. Siehe bei Huyghebaert die Abbildungen 75-77.

Werbemäßig war die Lizensierung der Elewijter Hubertus-Bruderschaft

mit der Gewährung vollen Ablasses ein großartiger Erfolg .

Von weither kommend, drängte sich die Menge erneut in Elewijt, erinnernd an große Pilgerzüge zu Anfang des 16. Jahrhunderts, als Hubertus um Schutz vor Tollwut ersucht wurde.

Wesentlich älter ist Kasteel Perk
als der Marselaer-Stammsitz der Frederik-Zeit .

Einfachen Ursprungs im 12. Jhdt., schufen Baumaßnahmen des 17.-19. Jhdts. einen der prächtigsten Herrensitze des Brüsseler Umlands mit über 200 Räumen inmitten eines 90 ha weiten Parks. Via Verehelichung der Katharina de Wavre (Waver), Tochter des zwischen 1347 + 1378 florierenden Jan de Wavre und dessen Erbin von Perk + Ellewijt, mit Johann van Weede/Bernaige

liefen die Besitzungen auf Frederik de Marselaer zu ,

indem er besagte Margriete van Borainage ehelichte

und in seiner Person Besitz + Geist als familiären Zenit vereinte .

Stammwurzel dieses Aufstiegs war die Herrschaft Opdorp, heute eingemeindet nach Buggenhout, dessen nunmehriges Doppelwappen linksseits das frühere Opdorp’sche, sprich Marselaer’sche, zeigt. Als Freiherrlichkeit hatte es Gwijde van Dampierre, Graf von Flandern, im 13. Jhdt. Willem van Grimbergen für geleistete Dienste geschenkt. Durch Heirat mit Elisabeth van Grimbergen kam es an Geeraerd van Marselaer, in dessen Familie es denn für Jahrhunderte verblieb. Adriaen van M. errichtete 1435 die dortige Kapelle, an deren Stelle dreihundert Jahre später eine Kirche errichtet wurde – mit tatkräftiger Unterstützung der Ursulinerin Maria Therese van M., Tochter oben gedachten Enkel-Stammhalters Frederik Jozef Ignatius, und deren Erbe Jan Willem d’Alvarado y Bracomonte, Burggraf von Lippelo und Herr von Opdorp. Dazwischen, 1641, schrieb Anton Sanderius in seiner Flandria Illustrata „Dit dorp pronkt met een fraai Kasteeel, of Palais, ‚t welt de Heeren van Marselaer gebouwd hebben“ (Abbildung dortselbst).

Ob eine Provenienz-Zuschreibung anstehenden Exemplars an Frederik de Marselaer bzw. den Enkel Frederik Jozef Ignatius andenkbar ist, sei insofern nicht als unschlüssig erachtet, als sich die gesicherte Mazzuchelli-Provenienz zeitlich praktisch nahtlos an das Erlöschen der Marselaers im Mannesstamme anschließt, wofür nach aktuellen, wenngleich nicht ganz widerspruchsfreien, genealogischen Unterlagen zur Familie die Jahre um 1720 anzusetzen sind. Ob verwandtschaftliche Beziehungen zu den Mazzuchellis bestanden, ist hier unbekannt. Immerhin ergaben sich solche zur politisch gleichwohl nach Brüssel verzweigten spanischen Familie der Arrazola de Oñate durch Verehelichung zweier Frederik-Töchter, Margriete Frederika Hieronyme (1620-1695, bei Weiterversippung in die unterschiedlich lokalisierbare Familie della Faille, de La Faille) + Johanna Angelica (1623 – 18. 12. 1656).

Mazzuchelli-Möglichkeiten geben per Verheiratung ansonsten noch eine Enkelin Frederik’s sowie je ein Sohn (dessen Frau indes bereits nur 22jährig verstarb) + Tochter eben gedachten Enkels Frederik Jozef Ignatius als Urenkel.

Für de Bruyn’s Kupfer generell

belegt Wurzbach Datierungen von 1592 (W. 76) bis 1650 (Bd. II, S. 217). 1601 wurde er als plaetsnyder und coopman in die Antwerpener Gilde aufgenommen. Und „Am 4. 12. 1652 wird er in einem Aktenstück altersschwach genannt“ (Th.-B.).

Nach Bredius hat der Antwerpener Stecher und Schwager Assuerus van Londerseel verschiedene der frühen Arbeiten gedruckt und herausgegeben. „Später hat de Bruyn, wie aus dem Inventar hervorgeht, den Druck (Nr. 75: Een druckpers) und Verlag seiner Platten selbst besorgt … Bei den Zeichnungen und Bildern (welch letztere hier wohl erstmals konkret in die Literatur eingeführt werden; zudem Nrn. 78 f.: Vyer tonnekens met verwe bzw. Twee saxkens met smalt/Kobalt) … ist es auffällig, dass sie beinahe alle die zum Teil nur selten vorkommenden Gegenstände behandeln, die de Bruyn auch gestochen hat, sodass die Vermutung nahe liegt, es seien seine Vorlagen gewesen“ (Bredius, a. a. O., S. 1599).

Oben auf Bildkante geschnitten, an den Seiten mit feinem Rändchen, das unten unterhalb der Dedicationszeile (diese mit geringem Restaurierungsausfall) etwas breiter ausfällt. Etlicher Risse und Rißchen oder dünner Stellen halber mittels Dublierung professionell restauriert, überspielt letztlich gleichwohl, die enorme Rarität des Blattes ganz außeracht lassend, vom faszinierenden Bildeindruck und dessen Einbettung in ein Gesamtkonzept sondergleichen mit der erst hier hinzugekommenen Marselaer-Zueignung als letztem i-Punkt, dokumentiert als eben

Die graphische HUBERTUS Darstellung welche

Nämlich

im heimischen Umfeld des Heiligen

als mit den südlichen Niederlanden von größter Authentizität :

„ ‚Denn es war von alters her üblich, unter den Vornehmen der ganzen Ardennen, die ganzen Jahreszeiten hin durch, die Erstlinge unter den Zehnten jeden Wildes dem hl. Hubertus abzulosen‘ (L. S. 48).

Die Jäger baten Hubertus um Schutz und gaben ihm ihre Gaben .

Er sollte sie beschützen vor den vielen Gefahren, die jede Jagdausübung mit sich bringt, zumal in damaliger Zeit das Jagen in den undurchdringlichen Wäldern auf starkes Wild – nur bewaffnet mit Pfeil, Bogen, Lanze und Speer – oftmals sehr gefährlich war.

Er war ihr Patron , ihr Schutzheiliger .“

So Schlieker Seite 27. Und zur eigentlichen Quelle des Bekehrungsmotivs weiter Seite 33:

„ Das Hirschmotiv stammt aus der Legende des hl. Eustachius, der etwa seit dem 8. Jahrhundert in der römischen Kirche verehrt wurde. Nach dieser Legende wandte sich der heidnisch-römische Feldführer Placidus um das Jahr 110 n. Chr., z. Zt. Kaiser Trajans, nach der Begegnung mit einem Hirschen [dessen Gekreuzigten-Bild ‚ihn anredete: Placidus, warum verfolgst du mich, der ich dein Heil will?‘, so Meyers, a. a. O., V, 941] … dem Christentum zu.

Das Geweih eines Hirschen galt bereits in den Mythen des Altertums

als Symbol einer übernatürlichen Kraft .

Nach seiner Taufe erhielt Placidus den Namen Eustachius … Als Jagdpatron hatte er in Frankreich Bedeutung … Es können nur Vermutungen darüber angestellt werden, warum die Legende des Eustachius auf Hubertus übertragen wurde. Es kann sich einmal um eine Verwechslung handeln, da in alten Kalendarien das Namensfest des Eustachius auch schon mal Anfang des Monats November aufgeführt ist, obwohl der eigentliche Festtag des Heiligen am 20. September gefeiert wird. Aber auch der Adel in Frankreich wird wahrscheinlich die Übertragung gefördert haben, da ja Hubertus in der 1. Legendenfassung des 12. Jahrhundert (Vita III), in der er als Pfalzgraf erwähnt wird, auch adeliger Herkunft und so ihresgleichen war. Vielleicht aber war es auch der Einfluss der Mönche des Klosters Saint-Hubert, die durch das eindrucksvolle Hirschmotiv die schon bestehende Legendes des hl. Hubertus so eindrucksvoll erweitern wollten. “

Und an diesem generellen Patronats-Bedürfnis hat sich letztlich unbeschadet in jeglicher Hinsicht komfortablerer heutiger Umstände nichts geändert. So wurde der Schweizer Sammler des hier später offerierten Wild-Stillebens von Frans Snijders Robels 84.I Opfer seiner Passion. Bei einer Drückjagd auf Sauen trafen ihn gleich zwei Kugeln. Tödlich.

Dies alles denn begleitet zudem von superber Seltenheit .

So unerreicht geblieben selbst Schwerdt und fehlend so vielerorts mehr bis hin zum British Museum als einem Sonst-Alles-Haber, siehe oben, und – bändesprechend – eben erst seit 1991 im Rijksmuseum als dem Nibelungen-Schatz niederländischer Kunst schlechthin. So denn auch erst hiesigerseits bekanntgemacht Günther Schlieker bei Vorbereitung seiner in Jahrzehnten gewachsenen, 2016 erschienenen monumentalen Hubertus-Dokumentation Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte. Wie zuvor eben auch

unbekannt geblieben schon Huyghebaert

selbst nach seinerseits 21 weiteren Forschungsjahren

bei umfassendst erweiterter Neuauflage seines Sint Hubertus Patroon van de Jagers in Woord en Beeld ( Antwerpen [sic!] 1949 mit nunmehr 361 Seiten + 173 Abbildungen gegenüber nur 158 Seiten + 34 Abbildungen 1927!! ),

was besagte Seltenheit umso signifikanter belegt

als er Frederic de Marselaer ausführlich dokumentiert (SS. 174-181 + Abb. 75-80)!

Wie kostbar denn auch Conte Giovanni Maria Mazzuchelli

hiesiger St. Hubertus auf jeden Fall war

belegt seine besagte rückseitige 5fach-( sic! ) Stempelung „Con. Gio. Mazzuchelli“ unter der Grafenkrone. Mit 21 Titeln bei Jöcher vertreten, zählt er „zu jener Brescianer Patricierfamilie, deren Name auf dem Gebiete der italienischen Litteratur durch mehrere Mitglieder bestens vertreten ist“ (ADB XXI, 150 gelegentlich des späteren Alois Graf von M.).

Sujetmäßig schließlich

die das Wunder viel treuer als Dürer verdeutlichende Scenerie

— diesbezüglich bei Dürer die jüngste Forschung auf italienische Vorbilder erkennt —

als Ausfluß eines ganz anderen Selbstverständnisses, wurzelnd eben in dessen natürlichem und damit, vor allem, auch geistigem Ambiente.

Nicolaes de Bruyn, Hl. Hubertus knieend (Ausschnitt)

Denn während selbstentlarvend bei dem „selbstbewußte(n), selbstherrliche(n)“, auf Madrider Selbstporträt gar „fast provozierend herausgeputzt(en)“ Dürer (1501; vorgenannte Zitate von Eduard Beaucamp bzw. Henning Ritter in FAZ vom 4. 12. 02 bzw. Herbst 03) der bemützte ( sic! ) Jäger linksseits des Pferdes kniet, das somit optisch zwischen diesem und dem Hirsche steht, so bei Bruyn vor dem im linken Bildfeld angesiedelten Pferd. Und zwar, auf kleiner Lichtung, in denkbar größter Nähe zu dem Zehnender. Und während Dürer’s Ritter den Rücken analog betont durchdrückt, welches mit hochgelegener stolzer Burg kommunizierendem Selbstbewußtsein auch von glattem Gesicht (nach Winkler, Seite 97, übrigens die Gesichtszüge Kaiser Maximilians!) und gesellschaftlicher Willkommensheißung der Hände untermalt wird, kniet er bei Bruyn geschehensangemessen leicht vorgebeugt, mit Gesicht und den nach unten ausgebreiteten Armen

das Wunder dieses Augenblickes miterlebbar machend .

Und ehrfurchtsvoll vor sich abgelegt die standesgemäße Kopfbedeckung. Sinnvoll auch die Hinzufügung der Schwäne, der Schlange, des Hubertus-Hundes.

Die reiche Landschaft Natur pur. Entsprechend denn Wurzbach I, 217 f.:

„ … (Bruyn) ist ein vorzüglicher Zeichner, seine Köpfe sind voll Ausdruck und Wahrheit, seine Kostüme phantastisch interessant und die Fülle der Figuren überraschend. “

Letztere in der Art van Leyden’s, „dessen Formen er sich so zu eigen machte, daß man viele seiner Originalstiche für Blätter nach Zeichnungen (desselben) zu halten versucht ist“ (Wurzbach, 1906). Und Thieme-Becker V, 1911, 160:

„ die Mehrzahl (seiner Blätter) aber nach eigener Erfindung — so auch das hiesige! — und hierin zeigt sich de Br. als ein höchst origineller Künstler (AKL XIV, 1996, 617: ingeniöser Stecher), der die Kunstsprache des Lucas van Leyden (Bredius erinnert zugleich auch an Hendrick Goltzius) noch ein Jahrhundert nach dessen Ableben mit Geschick fortsetzte … Sein sehr reichhaltiges Œuvre …

gehört zu den interessantesten seiner Zeit .

Mit sicherem Grabstichel hat er eine große Reihe von Darstellungen aus der biblischen Geschichte in großem Format gestochen, welche man öfters in alten Bibeln eingeklebt findet. “

Neben solch schlecht zu verwahrenden Übergrößen, auch genereller Verschleißanfälligkeit als Thesenblätter, mag letzteres denn auch mit ein Grund für die Seltenheit dieser Arbeiten sein, denen Nagler wie Wurzbach ein Manko an Hell-Dunkel vorhalten. Was zumindest von dem hier anstehenden Abzug des Hubertus mitnichten gestützt wird. Die von dem von Bruyn wiederholt nachgestochenen Gillis van Coninxloo III (Antwerpen 1544 – Amsterdam 1607) herkommende Landschaft von in die Tiefe führendem differenzierenden Hell-Dunkel, wie nach Bachmann (gelegentlich des Frühwerks van der Neer’s – „der Wald selbst, das Waldinnere“ – , Oud Holland LXXXIX, 1975, S. 214/II, Abs. 2) erst für den späten Coninxloo so typisch. Dies von ganz erheblichem Interesse, als Plietzsch hervorhebt, die Stecher nach Coninxloo mit de Bruyn an der Spitze hätten nur die „Landschaften aus seiner ersten Periode oder aus der Zeit des Überganges zur zweiten“ wiedergegeben (a. a. O., S. 27). Somit ist ganz offensichtlich schon vor hundert Jahren

de Bruyn’s Hubertus auch Plietzsch unbekannt geblieben .

Denn wenn auch als eigenständig keineswegs gedachten Nachstichen nach Coninxloo zuzuordnen, so

ruft de Bruyn gleichwohl landschaftlich wie letztlich thematisch

Coninxloo’s importantes 1598er Spätwerk Waldlandschaft mit Jägern

(Plietzsch 14; „… while Coninxloo [as the greatest harbinger of seventeenth-century Dutch forest painting] was painting his revolutionary forest landscapes in Amsterdam“, so Stechow noch 1968) auf ersten Blick hin in Erinnerung und zeigt de Bruyn künstlerisch auf der Höhe der Zeit. Denn diese „erstaunliche“ (Stechow), „höchst belangreiche“ (Devisscher, der gleichwohl an Stelle Coninxloo’s eher Paul Bril sieht) Coninxloo’sche Waldlandschaft galt der alten Literatur zusammen mit der 1595er Waldlandschaft Ertz (1984) 16 des älteren Jan Brueghel in Mailand als

Vorbild einer neuen , nunmehr natürlichen Waldlandschaft schlechthin .

Und noch Stechow resümierte 1968 nach verschiedenseitiger Abwägung „But even this is relegated to a minor position when compared with Coninxloo’s amazing Forest of 1598 in the Liechtenstein Gallery“ (a. a. O., S. 66).

Daß de Bruyn dabei, rückwärtsgewandt, Coninxloo’s bewußt und folgerichtig kleinfigurig und damit marginal gesetzte Jäger + Hirsche zum Thema selbst erhebt und zu höchster Weihe dazu umwidmet, sollte nicht als Ironie mißverstanden werden. Sein Anliegen war ein anderes, so er denn auch beziehungsreich die bei Coninxloo einen sumpfigen Weiher zur Linken belebenden Störche als mythologisch weniger gewichtig durch Schwäne als den Vögeln der Weissagung ersetzt und deren Pool hinter den Hirsch an den rechten Rand plaziert. Aber das Ambiente für seine Darbietung sollte schon dernier cri sein. Womit ihm in der Tat zweifellos ein großer Wurf gelang. Denn noch dreihundert Jahre später findet sich sein landschaftliches Vorbild generell beigezogen in der Verdeutlichung dessen historischen Verdiensts:

„ … stellt (Coninxloo) sich als einer der wichtigsten Vertreter der Übergangszeit in der Geschichte der niederländischen Landschaftsmalerei dar, die … von der phantastischen Richtung der Mitte des 16. Jahrh. zur schlichten naturnahen Landschaftskunst des 17. Jahrh. hinüberleitet, und ist zugleich einer der ersten, der … Anregungen von Belgien nach Holland hinüberträgt … An Stelle der phantastisch aus Felsen und Bergen aufgebauten Landschaft tritt allmählich eine zwar noch mit Vorbedacht zusammengestellte, aber doch aus der Beobachtung der heimischen Natur erwachsene viel schlichtere. (Besonders in einigen Waldbildern in Wien bei Liechtenstein.) Der kulissenartige Aufbau wird durch eine Anordnung ersetzt, die einen von vorne nach hinten gleichmäßig sich entwickelnden Prospekt gibt. Zugleich rückt der Augenpunkt, der in den Frühwerken sehr hoch angenommen ist, immer tiefer herunter. Endlich gelingt es C., in seinen letzten Bildern von 1604 der ganzen Landschaft einen einheitlichen Ton zu geben und die schematische Einteilung in einen braunen Vordergrund, einen grünen Mittelgrund u. eine blaue Ferne zu überwinden … Überhaupt scheint seine Kunst auf viele holländische Landschaftsmaler einen bedeutenden Einfluß geübt zu haben, wie denn auch van Mander berichtet, daß seit seinem Erscheinen die Darstellung der Bäume in den Bildern seiner Landsleute sich wesentlich verändert habe “

(Zoege von Manteuffel in Thieme-Becker VII [1912], 302 ff., wie als generell unverändert gültig auch noch von Ertz in AKL XX [1998], 522 ff. übernommen).

Auch unter diesem Coninxloo’schen Landschafts-Aspekt ist Bruyn’s Hubertus somit von ganz wesentlichem Belegwert und könnten ihn Nagler („keine Idee vom Helldunkel“) und Wurzbach („alles wie in gleichmäßiger Beleuchtung gehalten“) diesbezüglich mißverstanden haben. So gibt de Bruyn mittels Motivbehandlung und aktuellster heimischer südniederländischer Waldlandschaft mit „flämischem Durchblick“ seinem Hubertus gegenteilig zu Dürer denn

die Authentizität

schlechthin. Nämlich in jeglicher Hinsicht

das heimische Umfeld des Heiligen !

(„Für seine ab ca. 1603 entstandenen Bll. eigener Erfindung übernimmt B. wesentl. Merkmale der fläm. Wald- und Panoramalandschaft, legt aber den Hauptakzent auf die Bilderzählung“, AKL, a. a. O.)

Gesehen aus der selteneren Untersicht ,

worauf Christian von Heusinger, Kustos em. des für seine Niederländer gerühmten Braunschweiger Herzog Anton Ulrich Museums, gelegentlich eines Besuchs aufmerksam machte. Damit aber jenen

„ Gesamteindruck großer Wirkung “

herstellend, den Herwig Guratzsch gelegentlich der Lazarus-Bilder der erst später nachfolgenden Rembrandt und Fabritius eigens hervorhebt (siehe dessen Die Auferweckung des Lazarus in der ndl. Kunst von 1400 bis 1700, Kortrijk 1980, I, S. 159).

Und damit dem einzigartigen Geschehen neben seinem mit 70 × 46 cm (27½ × 18⅛ in; sic!) ohnehin nahezu konkurrenzlos angemessenen Format mittels dieses Kunstgriffes seinesgleichen suchende letzte Optik verleiht. Um dann schlußendlich mit der

de Marselaer-Dedikation + Rubens-Nähe

jegliches Feld endgültig und weit abgeschlagen hinter sich zu lassen .

Erstmals präsent hier denn mit dem ganzen Anspruch seiner überragenden Seltenheit, auch mit den Spuren seiner Jahrhunderte, gewiß, doch

gesamthaft als ein wundervolles Blatt .

Nicolaes Bruyn, St. Hubertus (Ausschitt)

Links die zischelnde Versucher-Schlange , rechts die weissagenden Schwäne

wie schon von Schlieker eigens dokumentiert. Zur heutigen Hubertus-Bedeutung siehe in Ergänzung zu letzterem auch Heinz Brüll per Unterkapitel Die Bedeutung der Hubertuslegende (Lindner-Festgabe Et Multum et Multa, 1971, SS. 19 f.), E. Ueckermann, St. Hubertus – Legende und Wirklichkeit (unsere Jagd 11/96, SS. 26 f., hirschbezogen übrigens mit dem Hinweis „zumeist mit einem Geweih von acht Enden“, bei Bruyn, Dürer, Reinhart sind es zehn, bei Cort ist’s ein Ungerader Zehnender, letztere beiden siehe unten) sowie Peter Bußmann + Georg Haasis in Die Pirsch 23/96, SS. 108-111.

Angebots-Nr. 16.180 | Preis auf Anfrage

„ Von Haltung des Hubertus=Festes “

„ Allermassen nun dieser Heil. Hubertus der Erfinder der Parforce=Jagd sein soll; so wird demselben zu Ehren aller Orten in Europa, wo man diese Jagd hält, desselben Fest den 3. November mit den grösten Solennitäten gefeyert und celebriret … “

„ Grande St. Hubert “

Aubry, Une St. Hubert
Charles Aubry, Une St. Hubert

„ 1. Tag) … die Besuch=Knechte … finden sich ein, und bringen Rapport, wo ein guter Hirsch stehe, der zu jagen ist … So denn gehet aus dem Jagd=Palais der Zug folgender weise … Den andern Tag wird ein Klopff= oder Treibe=Jagen gehalten; den dritten Tag Galla oder Assemblée bey Hofe; den vierten eine Sau=Hatze oder sonsten ein Deutsches Jagen; den fünften eine dem Könige oder Fürsten beliebige Lustbarkeit; den sechsten ein Klopff=Jagen; den siebende, oder an welchem der Sonntag einfället, ist ein Ruhe=Tag, der achte Tag wird mit einer Parforce=Jagd, und also auch die gantze Jagd in diesem Jahre beschlossen. Wie denn auch … wo nicht acht Tage, dennoch der Hubertus=Tag feyerlich begangen zu werden pfleget “

( Döbel, Jäger=Practica, 3. Aufl., 1783, II/116 )

Hubertustag in St. Hubert ?

Aubry, Charles (Frankreich 1. H. d. 19. Jhdts.). Une St. Hubert. Hubertustag. Zur Linken eine Seiteneinfassung in Form des Querschnitts eines 5stöckigen Hauses samt Mansarde, in jeder Etage ein anderes Detail der Vorbereitung zeigend. Vom Aufstehen über Prüfung der Waffen bis hin zum Aufbruch. Lithographie. (1837.) Bezeichnet: PL: 1. / Ch Aubry / Publié et imprimé par Ch Motte, Rue St. Honoré No. 290. à Paris, Titel wie oben, ansonsten Untertexte. 36,5 × 27,5 cm (14⅜ × 10⅞ in).

Nicht in Schlieker, Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte, 2016. – Eingangsblatt der Ordinärausgabe in s/w (Schwerdt I, 47 f.) der von Motte in Paris hrsg. und seit altersher sehr seltenen (so qualifiziert bereits 1912 seitens Boerner CXII, 2296) Chasses Anciennes d’apres les Manuscrits des XIV & XVe Siècles (Thièbaud 48), einem der beiden Hauptwerke, in denen Aubry ( „bekannter Lithograph“, Thieme-Becker ) mittels der alten Einfaßtechnik, dem sogen. Troubadourstil, „vorbildhafte Wirkung in seinem Genre (erreichte). Im Spätwerk verzichtet er auf diese Rahmung ganz. 1822 Prof. für Malerei an der Éc. R. de Cavalerie in Saumur. Gestaltete vornehmlich Jagd-, Genre- und Militärszenen in der Manier der Vernets und konkurrierte darin auch mit Victor Adam“ (AKL V, 587, die beiden Titel, l’Histoire de l’Equitation + Chasses anciennes, zu einem, bibliographisch zudem fehlerhaften vermischend). – Mit ovalem Trockenstempel LITHOGRAPHE C. Motte A PARIS. – Auf leicht getöntem festen Papier. – Vereinzelte Stockstippen innerhalb des Bildes, in dreien der breiten weißen Ränder deren etwas mehr bis hin zu leichter Stockigkeit oben. Kleiner Wasserrand in äußerster Unterecke.

Angebots-Nr. 14.000 | EUR 404. | export price EUR 384. (c. US$ 413.) + Versand

Eine der beiden Seitenkapellen
dem Hl. Hubertus geweiht

Löwen – Jakobskirche in Löwen, Sacramentbehälter in der. Tabernacle de l’Église St Jacques a Louvain. Das reiche, hoch aufragende und von einer Messingbalustrade mit den vier Evangelisten umgebene gotische Sakramentshaus von Gabriel van den Bruyne (Löwen 1476/1500? – 1561). Davor Priester mit Konfirmanden beim Unterricht. Farblithographie von Frans Stroobant (Brüssel 1819 – Elsene 1916). Ca. 1855. Bezeichnet: F. Stroobant del. et lith. / C. Muquardt éditeur. / Imp. Simonau & Toovey, Bruxelles., ansonsten frz.-dt.-engl. wie vor. 34 × 22,2 cm (13⅜ × 8¾ in).

Boetticher II/2, 855. – „… belgischer Architekturmaler … machte sich durch Werke und Zeichnungen zur Geschichte der Kunst, seiner Heimat namentlich, bekannt. Mehrere der Zeichnungen hat er selbst lithographiert.“ So auch die hiesige.

„ (Bruyne) fertigte 1537 bis 1539 das prächtige Tabernakel der Kirche Saint-Jacques in Löwen, das demjenigen des Matthieu de Layens in der Kirche Saint-Pierre daselbst nachgebildet ist. Der Künstler erhielt dafür die Summe von 250 Florin., 20 Sol. “ (Hans Vollmer, Th.-B. V [1911], S. 160).

Eine der beiden Seitenkapellen der ursprünglich romanischen, nach weitgehender Zerstörung wohl durch Blitzschlag im gotischen Stil wieder aufgebauten Kirche im übrigen – nicht in Schlieker, Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte, 2016 – dem Hl. Hubertus geweiht, während die der Legende nach nicht getaufte und daher an der Außenseite des Turmes aufgehängte „Teufelsglocke“ zu den sieben Wundern von Löwen zählt.

Angebots-Nr. 15.512 | EUR 178. (c. US$ 191.) + Versand

Ausgegraben
zur Vollendung von Schloß Hubertusburg

— „ Wie ich denn ins besondere hier in Sachsen zu Hubertus=Burg gesehen und angemercket … und zu Ludwigsburg, im Würtemgischen … sothanes St. Hubertus Fest mit Jagd=Plaisiers und andern Lustbarkeiten gantze 8 Tage feyerlichst celebriret und begangen haben “ (Döbel wie vor) — gekupfert

zur Begrüßung
des 1763er Friedensschlusses dortselbst

„ Da der Friedensvertrag des Siebenjährigen Krieges in Hubertusburg geschlossen wurde, wird der Name des Heiligen in dieser Zusammensetzung allzeit genannt werden“ (Schlieker per Hubertusfeiern im Jagdschloss Hubertusburg, a. a. O., SS. 153-156.

Johann Elias Ridinger, Weißer Dachs von Hubertusburg

Ridinger, Johann Elias (Ulm 1698 – Augsburg 1767). Diser sehr rare weiße Dachs, welcher mit gelb röthlichten und dunckel castanien flecken gespringet war, ist Ao. 1724. den 5. 9bris im Parck bey St. Hubertusburg (bei Leipzig) ausgegraben und behæzt worden. Radierung mit Kupferstich von Martin Elias Ridinger (1731 Augsburg 1780). (1763.) Bezeichnet: Joh. El. Ridinger inv. del. et exc. Aug. Vind. / Mart. El. Ridinger sculpsit., ansonsten wie vor. 35,4 × 26,3 cm (14 × 10⅜ in).

Thienemann + Schwarz 316; Slg. Reich auf Biehla 71; schriften der ridinger handlung niemeyer 20, Nr. 54 nebst Abb. – Blatt 74 der erst postum abgeschlossenen Folge der Wundersamsten Hirsche und anderer Thiere und von den Ridingers jenem historischen Ereignis gewidmet, mit dem

eine globale Auseinandersetzung neuzeitlicher Dimension

ihr Ende fand

und Preußen als europäische Macht etablierte .

(„Einen berühmten Namen erhielt H. durch den daselbst 15. Febr. 1763 geschlossenen Frieden …“, Meyers Konv.-Lex., 4. Aufl., VIII, 752/I.).

Zoologische Dachs-Rarität als zugleich eines der beiden einzigen sächsischen Eigen-Motive Ridinger’s. „Varietäten in der Farbe sind beim Dachs überhaupt sehr selten,

am seltensten aber die von weißer Farbe “

(Wilhelm von Tessin gelegentlich des Schusses eines solchen 1836 bei Tübingen per Merkwürdige Unterabart des Dachses brandaktuell in der Allgemeinen Forst- und Jagd-Zeitung nebst Hinweis auf Jester, Über die kleine Jagd, Tl. 5, 1800, der einen um 1770 in Ostpreußen ausgegrabenen und behetzten früheren dokumentiert. In Kontext zum weißen Hubertus-Hirschen aber geradezu trouvaillesk. – Die Zeichnung, weiß gehöhte schwarze Kreide auf bläulichem Papier, im Ridinger-Appendix des 1869er Weigel-Katalogs der nachgelassenen Handzeichnungen unter Position 380.

Prachtvoller, kontrastreicher Abdruck von warmer Tonigkeit auf festem Bütten mit von früherer Rahmung herrührender rückseitiger Randhinterlegung und damit korrespondierendem bildseitigen Lichtstreifen im 2,8-5,1 cm breiten weißen Rand. Kleiner hinterlegter Einriß unten links.

Angebots-Nr. 13.222 | EUR 654. | export price EUR 621. (c. US$ 668.) + Versand

König Modus + Königin Ratio

650 Jahre altes Lehrbuch des jagdlichen gewußt wie

(Ferrières, Henri de.) Le Livre du Roy Modus / Das Jagdbuch des König Modus. Bll. 1-105 des Ms. 10218-19 der Bibliothèque Royale Albert Ier, Brüssel. Handschrift in Rot + Schwarz auf Pergament. Brügge 1. Hälfte bis Mitte des 15. Jhdts. 299 × 205 mm (11¾ × 8⅛ in). 2, 105 Bll. Mit

56 Miniaturen

Ferrières, Hubertus-Hirsch

(meist 8,5 × 13,5 cm [3⅜ × 5¼ in]) des Meisters des Girart de Roussillon und durchgehend verzierten Initialen, alles reichst in Gold und vielen Farben. — Nicht bei Schlieker —

Faksimile-Ausgabe im Originalformat und den -farben. Faksimile- + Kommentarband (von Dagmar Thoss nebst deutscher Übersetzung nach der 1379er ältesten Bilderhandschrift Fr. 12399 der Biblioth. Nat., Paris, von Max Haehn, 119 SS., 5 Abb.). 1989. Goldgeprägter lichtbrauner Lederband mit 6 Zierbünden, Filete und Akanthuswellenranke auf beiden Deckeln und reicher Rückengestaltung mit von Akanthusblättern und stilisierter Tulpe eingefaßten Granatäpfeln nebst Titelprägung auf rotem Grund und farbig marmoriertem Vorsatz nebst Bibliothekszeichen der Bibliothèque Royale, mit Ausnahme der Leder-Marmorierung und des Goldschnitts alles entsprechend dem jetzigen originalen Einband des 18. Jahrhunderts, hier indes originalgerecht nur ms.-typisch unbeschnitten, + Leinenband in Leinen Schuber mit Rückenschild.

CODICES SELECTI XCI. – Nr. 236/975 numerierten deutschsprachigen Sets neben 1650 für den französ. u. 375 für den spanischen Markt sowie jeweils 40 unnum. Beleg-Explren. als limitierter Weltauflage.

Für Philipp den Guten, Herzog v. Burgund (1396-1467), als jüngste von gesamthaft neun gefertigte Bilderhandschrift des

ältesten französischen Jagdbuches

mit seinen hochrangigen Pendant-Darstellungen von Rot- + Schwarzwild als Symbolen des Lichtes und der Finsternis, wiedergegeben im geweihreizvoll angeordneten Bilde des

Hubertus-Hirschen

und dem von Keiler aufgesuchten

Ferrières, Baum des Bösen

Baum des Bösen

Als Lehrbuch verfaßt von einem Kenner von Graden, der noch mit Karl IV. (gest. 1328) gejagt hatte und „demnach erst im hohen Alter, wie etliche seiner Zeit- und Standesgenossen, das Schwert mit der Feder vertauscht“ hatte. Und dessen eigene Familienjagden noch 600 Jahre später als Les Chasses de Ferrières künstlerische Weihe erfuhren. Während das Château de Ferrières, damals schon Rothschild’sche „prachtvolle Besitzung“, aufs Jahr genau 600 Jahre später Zeuge deutsch-französischer Vergangenheit wurde. Es diente vom 19. Sept. bis 6. Okt. 1870 dem König von Preußen als Hauptquartier und „hier fanden 19. und 20. Sept. 1870 resultatlose Friedensverhandlungen zwischen dem Grafen Bismarck und Jules Favre statt“ (Meyers Konv.-Lex., 4. Aufl., VI [1889], 163/II).

Unterteilt in zwei Hauptabschnitte, erklärt „Modus“

neben der Praxis des Waidwerks mit Hunden

Ferrières, Roy Modus lehrt Falknerei

und der Falkenbeize auch Fangvorrichtungen + Bogenschießen .

Die Faksimilierung endet mit dem Lehrbuch, auf dessen letzter Seite sich – allen Handschriften gemeinsam – des Autors Songe de pestilence anschließt (Ms. 10.219). Es diente dem späteren, indes viel berühmter gewordenen Lehrbuch des Gaston de Phébus als Vorlage und wurde 1486 erstmals gedruckt.

Die stilistisch dem Meister des Girart de Roussillon (= Meister der Chronik von Jerusalem) zuzuordnenden Miniaturen treten durch offene, malerische Pinselführung, differenziertes, reich abgestuftes Kolorit sowie eine großzügige Landschaftsgestaltung einschließlich illusionistischer Effekte hervor.

Von dem Girart-Meister sind etliche für Philipp angefertigte Handschriften bekannt.

„ (Seine) Werkstatt war von großer Bedeutung für die flämische Buchmalerei der Mitte des 15. Jahrhunderts; in ihr entstanden die kostbarsten Bilderhandschriften dieser Jahre. “

Und damit ganz in den Rahmen der Sammlungen Philipps passend, der

„ ein eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft und Besitzer einer der bedeutendsten Handschriftensammlungen seiner Zeit (war), in die er nur

außergewöhnlich schöne Werke

aufnehmen wollte … sie galt als ‚die am besten ausgestattete der Christenheit‘, mit der die des französischen Königs nicht mehr rivalisieren konnte “

(Stange + Jerchel in Löffler-Kirchner, Lexikon des gesamten Buchwesens, III [1937], 11).

Livre du Roy Modus

Für Sie nun aber die Gelegenheit, eines ihrer Prunkstücke als

verschwenderisch schöne Wiedergabe

Ihrer eigenen Bibliothek einzuverleiben, Jagdhistorie + Optik verknüpfend. – Neuwertiges Exemplar.

Angebots-Nr. 15.855 | EUR 980. | export price EUR 931. (c. US$ 1001.) + Versand

– – Dasselbe. – Nr. 386/975 Explren. wie oben. – Namentlich Vorderdeckel + Rücken des Schubers schmuddelfleckig, sonst nahezu neuwertig.

Angebots-Nr. 15.861 | EUR 790. | export price EUR 751. (c. US$ 807.) + Versand

Fränkischer Hl. Hubertus in Rom

Reinhart, Johann Christian (Hof 1761 – Rom 1847). Die Landschaft mit dem Hl. Hubertus. Radierung. Bezeichnet auf Stein unten rechts im Bild „R (ligiertes JR?) / 1811.“ + links unterhalb des Bildes J. C. Reinhart inv. et fec. Romæ 1810 (sic!). 20,7 × 26,9 cm (8⅛ × 10⅝ in).

Johann Christian Reinhart, Landschaft mit Hl. Hubertus

Provenienz

J. E. Wetterauer

Altmeister-Graphik u. Zeichnungen
dessen kleinerer runder Monogrammstempel in Schwarz verso
(Lugt 4267, nach 2000, nur wenige Monate in Gebrauch)
nebst Inventarnr. 3666

Schlieker, Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte, 2016, Abb. 29/78 (dieses Explr.). – Nicht unter den 172 Abbildungen der gegenüber der 1927er Erstauflage reich vermehrten 1949er zweiten von Huyghebaerts Sint Hubertus Patroon van de Jagers in Woord en Beeld.

Andresen-Feuchtmayer 123, II (von III); Nagler, Monogramm., IV, 3507 (als „R“), 1; Ders., Künstler-Lex., 50. – Blatt 1 der im Unterrand mit 1805, 1810 + 1815 datierten 6blätt. Folge von Landschaften, „deren eine die Legende vom hl. Hubertus enthält“ (Nagler 50-55; Weigel, Kunstlager-Cat., IV [1837], 5327 [Abdrücke auf Tonpapier]). – Eines der wenigen Blätter des Œuvre mit zusätzlichem Monogramm:

„ Die meisten Blätter tragen den Namen des Künstlers, nur wenige den Buchstaben R und C.R. Mit R sind (5) bezeichnet: 1) Die Landschaft mit dem hl. Hubertus, 1811. … “ (Nagler).

DAS BÜHNENARTIG KOMPONIERTE REICHE SUJET — der Heilige gleichwohl dürer-deutsch mit aufbelassenem Federhut! — in sehr schönem Druck mit 0,3 (unten) bis 0,8 cm Rand rundum auf tonigem Velin. – Rückseitige Bräunung nebst zwei schwachen Wasserstreifen am Rand, erstere bildseits fast nur unten rechts im weißen Rand etwas, von den Wasserstreifen nur der linksrandige und nur kaum bemerkbar.

„ R.s frühe Entwicklung in Deutschland, durch Klengel glücklich geleitet, in Meiningen voll entfaltet, zeigt eine

ungemeine Frische u. Freiheit der Empfindung gegenüber der Natur ,

besonders in Zeichnung u. Radierung. Hier zählt er zu den bedeutendsten Entdeckern der intimen, nahe gesehenen Landschaft, zu den Befreiern eines neuen dinglichen Sehens aus den Fesseln holländ. Tradition in Deutschland. Diese erquickende Ursprünglichkeit der Beobachtung hält auch noch in der ersten röm. Zeit vor … ja erst dort sind seine lebensvollsten Tier-Radierungen entstanden, die ihn neben die Erneuerer der Tierdarstellung … stellen und weit ins 19. Jahrh. hineinweisen. Das starke Naturerlebnis von Meiningen durchglüht auch noch seine frühen Idyllenbilder in Rom mit ihrer schönen Verschmelzung von Naturalismus und kühner Raumweite … “

„ Ein großer Jagdfreund ,

staffirte er seine Landschaften gern mit Thieren … aus “

( Thieme-Becker XXVIII [1934], S. 126, bzw. Muther in der ADB [XXVIII, 1889, S. 75] ).

Angebots-Nr. 15.176 | EUR 790. | export price EUR 751. (c. US$ 807.) + Versand

Das Hubertus-Bad

C. Spiegel’s Hotel am Eingang des Bodethals unter der Roßtrappe bei Thale im Harz. Gartenansicht vor der schönen Bergkulisse mit zahlreichen, teils noch promenierenden Gästen, deren einige die Getränkekarte studieren. Während die Damen ihren Kaffee trinken, sitzen die Herren durchweg beim Wein. Links Jäger mit Hund. Kolor. Lithographie. Ca. 1850. Bezeichnet. 27,9 × 32,1 cm (11 × 12⅝ in).

Hubertus-Bad (Thale/Harz)

Schlieker, Die Verehrung des hl. Hubertus im Wandel der Jahrhunderte, 2016, blgr. Abb. 29/216 (dieses Explr.). – Mit der Adresse der Herzogl. Hof-, Stein- und Buchdruckerei in Ballenstedt. – Unbeschadet gesamthafter Zeitspurigkeit erwerbenswürdiges, zumal sehr seltenes Blatt, da die Mängel (knitterig, leicht stockfleckig, der rechte Rand indes ziemlich stark und mit ins Bild auslaufendem schwachen Wasserrand) im Bild selbst nur minimal zutage treten. Im übrigen breitrandig und in frischen, frühlinghaften Farben.

Angebots-Nr. 12.579 | EUR 404. | export price EUR 384. (c. US$ 413.) + Versand

Auf dem Höhepunkt der Dianen-Verehrung ,
— von etwa 1680 bis 1850 —
als Diana , nicht Hubertus , der Nabel war ,
Johann Elias Ridinger, Die tapffre Heldin (Diana)
als zugleich schöner Verneigung
vor unseren Jägerinnen

Johann Elias Ridinger

Ulm 1698 – Augsburg 1767

Junge Jägerinnen in der Gestalt Dianens

2 Blatt. Schabkunstblätter bei Gabriel Spitzel (auch Spizel, 1697 Augsburg 1760, Freund R’s). Bezeichnet: Ioh. Elias Ridinger delin. / Gabriel Spizel excud. A.V. 49,6-49,8 × 36,3-36,5 cm (19½-19⅝ × 14¼-14⅜ in).

Weder bei Thienemann (1856), Schwarz (1910) + Wend, Ergänzungen zu den Œuvreverzeichnissen der Druckgrafik, I, 1 (1975) noch in den großen Beständen von Weigel (1838/57), Coppenrath (1889/90), Reich auf Biehla (1894), Hamminger (1895), Helbing (1900) oder den reichen Sammlungen von Schwerdt (1928), Faber-Castell (1958) einschließlich des dortigen 23blätt. Bestandes „Thienemann und Schwarz unbekannte Stiche“ (in 14 Lots). Auch nicht in den hier gewärtigen derzeitigen weiteren Ridinger-Versammlungen von Rang. In diesem Rahmen hiesigerseits somit nicht nachweisbar.

Provenienz

Westfälische Sammlung

ridinger handlung niemeyer

Fränkische Sammlung

In Thema und Format den Positionen Thienemann 1110 + (nur Schwarz) 1448 nebst deren Varianten 1113/14 nahestehende, hier in Literatur und Sammlungs-Katalogen nicht nachweisbare

Jägerinnen-Rarissima

aus der Hochzeit der für Sigrid Schwenk von etwa 1680 bis 1850 währenden Dianen-Verehrung:

„ Noch für die Könige und Fürsten, die die (Barock-)Schlösser in Auftrag gaben, wie für die Künstler, die sie ausschmückten, war

Diana offenbar der Inbegriff der Jagd ,

die Göttin, die Jäger und bejagte Tiere gleichermaßen beschützte. Doch irgendwann hat sie das Feld räumen müssen … (und ist) praktisch ohne Bedeutung im Rahmen der heutigen Jagd. Daß dies nicht immer so war, daß die aus der Antike übernommene Göttin einmal

im Mittelpunkt der deutschen Jägerei

— nicht nur beim Adel , sondern auch bei Berufsjägern und Forstleuten —

stand, wissen wir erst aus neuen Forschungen der letzten zehn Jahre … Welche hohe Bedeutung man gerade in Kreisen der Berufsjäger und Forstmänner (was Dieter Stahmann in Weidgerecht und Nachhaltig, 2008, 77, nicht zuletzt auf der letzteren damalige klassische Bildung zurückführt) der Diana als Beschützerin der Jagd, des Jägers und des Wildes beimaß, läßt sich besonders gut an einem Lehrbrief ablesen, den Joseph Reichsgraf von und zu Arco am 23. Juli 1792 für einen hirsch- und holzgerechten Jäger ausstellen ließ “

( Sigrid Schwenk ,
Diana – Ein Nachruf auf die fast vergessene Göttin der Jagd ,
in Blüchel, Die Jagd, 1996, Band I, Seiten 210-215 ).

Johann Elias Ridinger, Dianens Ebenbild

„ Dianens Ebenbild ist hier mit Lust zu schauen
In kühler Schatten Lufft , weil sie die Hitze plagt ;
Sie spielt mit ihrem Hund , auf den sie darf vertrauen ,
Der in die Küchen ihr schon manches Wild gejagt . “

+

„ Die tapffre Heldin will auch auf das wild anstehen
Und ist Zu aller Müh der Jägerey bereit ,
Da sie mit einem Hund, wie sie nur wünscht , versehen ,
So Zweiffelt sie auch nicht an einer guten Beut . “

Von ganz gleichmäßig schöner, braun-schwarz samtener Druckqualität voll feinen Hell-Dunkels, wird die bezaubernde Bildwirkung – in verträumter Sitzpose hier, in aktiver Stellung dort – von den den alten Schabblättern nun einmal durchweg eigenen Altersspuren letztlich nicht berührt. Auf Platten-, links Bildkante, geschnitten, sind die Blätter an den vier Ecken sowie beidseits der durch leichte Quetschung etwas rissig-strapazierten Mittelfalte aufgelegt. Auch sonst hier und da leichte Altersspurigkeit und praktisch nur im weißen Textfeld bemerkbarer Anflug ganz schwacher Stockstippigkeit.

„ Die Schwarzkunstblätter – konstatierte Thienemann vor 165 Jahren bereits generell – sind im Handel fast gar nicht mehr … zu bekommen … (S)ämmtliche von und nach Joh. El. Ridinger gefertigte … (sind) so selten, dass sie fast nur in einigen öffentlichen, grossartigen Kupferstichcabineten zu finden sind. Ich habe die meisten der beschriebenen – also nicht vorliegende! – nur in dem berühmten Dresdner Cabinet angetroffen “

( Seiten VIII + 270 ).

Denn nur Auflagenhöhen von etwa „50 oder 60 saubere(n) Abdrucke(n)“ waren für den Praktiker und Theoretiker Joachim von Sandrart, dessen „Teutsche Akademie“ (1675) dem Lehrling nahegebracht zu haben das zweifellos entscheidende, bleibende Verdienst des sonst so schwachen Ulmer Lehrmeisters Resch war, machbar. „(H)ernach aber schleift (das Bild) sich bald ab“.

Im Verleger / Stecher (?) Spizel schließlich begegnen wir jenem Freund des Meister’s, der die Verbindung zu Wolf Frhr. (so, entgegen Kilian/Thienemann, ADB) von Metternich in Regensburg hergestellt hatte, wo Ridinger denn seine „drei schlechthin entscheidende(n) Jahre (verbrachte) … Das ‚ad vivum pinxit‘, das über seiner ganzen Malerei stehen könnte und für ihren Geist bestimmend ist, findet hier die ersten und sogleich sehr weitgehenden Voraussetzungen“ (Wolf Stubbe, Johann Elias Ridinger, 1966, SS. 6 f.).

Angebots-Nr. 28.406 | Preis auf Anfrage