niemeyer’s AHA! Erlebnisse - aus Tradition aktuell

— Juni 2022 —

vordorfsfeld 8 · 29473 göhrde · germany · telefon/fax +49 (0)5862 2940350 · email · impressumzuletzt aktualisiert am 6. August 2022

Führen die 350. Geburtstags-Cour an

» Symbol der Weisheit und Sympathie …
acht Elefanten tragen das Universum «

(Meyers Konvers.-Lex., 4. Aufl., V [1889], 510/II)

Johann Elias Grimmel St. Petersburg

Hier deren drei nach von Johann Elias Grimmel (Илья Гриммель, Memmingen 1703 – St. Petersburg 1759) in Petersburg nach dem Leben gezeichneten, wohin er 1741 wohl auf Anregung des russ. Gesandtschaftsrats in Den Haag Peter v. Stählin von Elisabeth Petrowna, Peters Tochter, via der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, s. u., als Hofmaler berufen worden war. Und von Vater Johann Elias (Ulm 1698 – Augsburg 1767; 2) bzw. Sohn Martin Elias Ridinger (1731 Augsburg 1780) fürs Kolorierte Thier=Reich (1754 bis nicht vor 1773) in Kupfer (ca. 31 × 21 [2] bzw. 21 × 31 cm) übertragen und hauskoloriert wurden.

Johann Elias Grimmel, Abgerichter Elefant
Abgerichter Elephant (Th. 1032)

Eine entgegen Ankündigung unkoloriert gebliebene postume Zweitausgabe des Thier=Reichs von den nunmehr unter Fortfall selbst von Tieren verkürzten und anders betitelten Platten erschien 1824/25 bei Engelbrecht/Herzberg in Augsburg. – Mit Wz. C & I Honig als jenem festen holländischen Papier, wie es Ridinger entsprechend seiner Vorrede zu den Hauptfarben der Pferde »wegen der feinen Illumination« für die kolorierten Werke verwandte, »weil es hiezu das anständigste und beste ist«. – Jeweils drei Seiten ca. 1,7-3,5 cm breitrandig, die vierte ca. 4,4-5 cm.

Die Schiene Elisabeth Petrowna – Grimmel – Ridinger im übrigen hier umso interessanter als die Zarin mit ihrem 1746 an letzteren vergebenen ersten Auftrag über »ein paar quader« Öle so zufrieden war, daß schon 1748 ein weiterer folgte. Der den Meister ob seines zeichnerischen und graphischen Ausgelastetseins gegenüber Wille in Paris stöhnen, doch letztlich meinen ließ, sich rücksichtlich des Vorauftrages nicht entziehen zu können. Und das als eines gerade erst 50jährigen!

Derzeit noch vier Öle in der Eremitage, Nikulin (1987) 284-287, davon 286/87 nach uneingeschränkt noch in den Katalogen von 1958 + 1981 als nunmehr möglicherweise von Carl Ruthart zur Diskussion gestellt, wie hiesigerseits als unbegründet erachtet. An Hand hier nur bedingt zulänglicher Unterlagen gehören die Petersburger Öle – zumindest – zu den schönsten des Œuvre.

Den Zusammenverbleib vorstehender drei Grimmel/Ridinger’scher Thier=Reich-Elefanten zu fördern, diene deren en-bloc-Angebot zu 10% günstigeren

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Abgerichter Elephant. Thienemann 1032. – Erstzustand der E. A. – Abb. oben

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Johann Elias Grimmel, Elefant

Elephant. Thienemann 1030. – Endzustand der E.A.

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Johann Elias Grimmel, Elefant

Ein Elephant. Thienemann 1031. – Einziger Zustand der E.A.

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Peter I, der Westler, gen. der Große,

Schwiegervater Karl Friedrichs von Schleswig-Holstein-Gottorf als Aufgalopp des Hauses Romanow-Holstein-Gottorp (sic!; bis 1917). Und dem folgend Großvater des von Tochter Elisabeth Petrowna erzogenen dritten Peter. Letzterer den allseits höchst friedensbedürftigen 7Jahres-Kriegern den Weg aus der Patsche bereitete. Und dessen ihm von Elisabeth Petrowna und Friedrich II. von Preußen zugeführte und schließlich nachfolgende Gemahlin aus dem Hause Anhalt-Zerbst als Katharina die Große auch geistig Maßstäbe setzte.

Der europäischen Ausnahmeerscheinung
Peter I. zum 350. Geburtstag
Moskau 9. 6. 1672 – St. Petersburg 8. 2. 1725 gregorian. Kalenders

1703 Gründung der dem Namenspatron gewidmeten neuen Residenzstadt. 1717 Besuch der Sorbonne und des dortigen Mausoleums Richelieu’s nebst anschließendem résumé zu letzterem:

» Großartiger Mann, ich würde die Hälfte meines Königreiches für einen Minister wie Dich geben, damit er mich lehrte, die andere Hälfte zu regieren «

(Hilliard Todd Goldfarb [Hrsg.], Richelieu [1585-1642]. Kunst, Macht und Politik. Montreal/Kölner Ausstellungs-Katalog. 2002. S. 57).

1724 Gründung der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, die 1745 unter der Herausgeberschaft von Leonhard Euler (Basel 1707 – St. Petersburg 1783) und Gottfried Heinsius (1709 bei Naumburg/Saale – Leipzig 1769) mit dem »Atlas Russicus« entsprechend der Grenzen zur Zeit Elisabeth Petrownas (Zarin von 1741-1762) nach namentlich Joseph Nicolas De L’Isle (1688 Paris 1768) als ein 20blätteriges Dokument eines Aufbruchs in die Moderne auftrumpfen wird, s. u. Von Euler »seinem Vaterlande als Beispiel vor Augen [gestellt], da es von Deutschland damals noch keinen so vollständigen Atlas gab.« So Bagrow/Skelton, Meister der Kartographie, 1963, S. 251.

» In der Tradition Peters des Großen ,
der Rußland nach Westen öffnete «

Während in Mittel-Europa gegen Ende des 17. Jahrhunderts die kartographische Entwicklung schon weitgehend abgeschlossen war und neue Karten meist nur noch Verbesserungen im Detail brachten, setzt eine moderne, auf wissenschaftlicher Landmessung beruhende Kartographie in Rußland – und damit auch in Asien – überhaupt erst mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts ein. Mit den berühmten 1721er Punkty als »den ersten offiziellen Instruktionen für Landmessung und Kartographie« (Goldenberg/Postnikov), als deren Mitautor Peter vermutet wird. So lernte letzterer denn auch gelegentlich seines ersten Aufenthalts in Holland 1697 »unter der Leitung der 17jährigen Marie de Wilde [Tochter des ihm nahestehenden Amsterdamer Kaufmanns und Sammlers Jacobus de W.] die Radiernadel handhaben … [denn] Stechen und Radieren steht in engem Zusammenhang mit dem Drucken von Karten« (Gerson, Ausbreitung und Nachwirkung der holländ. Malerei, 1983, S. 516). Entsprechender Meilenstein vor 277 Jahren der hier nachfolgende Atlas Rvssicvs.

Atlas Rvssicvs: Bibliographie, Titel
Russisch-Juften-Designer-Explr. mit zeitgenössischem Flächenkolorit wie höchst selten.
Unkoloriert gewesen denn selbst das Explr. der 18wöchigen 1991er Ausstellung
Schätze aus dem Kreml – Peter der Große in Westeuropa des Bremer Übersee-Museums

Atlas Rvssicvs … Vastissimvm Imperivm Rvssicvm cum adiacentibvs Regionibvs. Mit Elisabeth Petrowna, Peter’s Tochter, gewidmeter mehrfach gefalteter Generalkarte + 19 dblgr. Detail-Karten (ca. 49-50 × 56 bzw. 56,5 × 98 cm). Petersburg, Selbstvlg., 1745. 16 SS. franz./latein. Text. Inclusive großem Doppelanker des zeitgenöss. Petersburger Wappens (1730-1856) goldgeprägter bordeauxroter Juften-Leder-Band mit von Prägungen in Gold begleiteten braunen Spiegeln + Vorsatz in gleichartigem Halb-Juften-Schuber (53 × 33 × 3 cm). Verblaßter zeitgenöss. marmor. Farbschnitt.

Atlas Rvssicvus

Erster Druck der Ersten Ausgabe des Ersten vollständigen Rußland-Atlasses in lateinisch-französ. Paralleltext. Die russisch-deutsche Version noch gleichen Jahres mit geringerem Textvorspann = Phillips 4059 bzw. 3109 mit jeweils irrtümlichem Hinweis für Karte 19 »showing the extreme point of Alaska and the Aleutian islands«, recte vielmehr Kamtschatka + Kurilen.

Atlas Rvssicvs: Innenspiegel, Vorsatz

Bagrow-Castner, A History of Russian Cartography up to 1800, Bd. II, SS. 177-253; Phillips 4060 (irrtümlich oder original nicht zugehörig mit zusätzlichen 4 Bll. Vorspann, im übrigen mit zusätzlichen Kriegskarten); Goldenberg/Postnikov, Development of Mapping Methods in Russia in the 18th Century in IMAGO MUNDI XXXVII, Seiten 63-80; Teleki, Atlas zur Geschichte der Kartographie der japanischen Inseln, Tafel 17, 1 (Karte 19 des Atlasses). – Mit den Honig-Wzz. HONIG / IV + bekrontes großes Lilienwappen mit ligiertem Anhänger WR.

1 Karte innerhalb des unteren Kartenrandes geschnitten, doch ohne Verletzung des Kartenbildes selbst, 5 Karten auf bzw. unter Verlust der oberen bzw. unteren Einfassungslinie geschnitten, je eine Karte unter Anschnitt bzw. Verlust des Meilenzeigers und der Numerierung innerhalb des weißen Plattenrandes geschnitten. Ansonsten lediglich vereinzelte kleine, hinterlegte Randeinrisse und zwei nicht störende Ausrisse.

Das satte Kolorit von der ganzen Qualität seines Alters, wobei die Kartuschen, wie vielfach bei altkolorierten Atlanten bis hin zum legendären Atlas des Großen Kurfürsten, in s/w belassen wurden. Vorkommende Explre. meist nur s/w, allenfalls grenzkoloriert.

Atlas Rvssicvus

Die instruktive Beschreibung der Karten beinhaltet Begrenzung, Entstehung, Genauigkeit und Durchführung der Vermessung; Transkription des russischen Alphabets sowie teils ausführliche russische Worterläuterungen. Die gestochene Zeichenerklärung mit reicher Aufschlüsselung bis hin zu Salinen und Thermen.

Angebots-Nr. 16.278 | Preis auf Anfrage

Alexander Wilbrecht, Petersburg (Ausschnitt)

Adäquate Reverenz für den genialen Gründer auf weißem Leder

Alexander Wilbrecht, Petersburg (Ausschnitt)

» Weg von Petersburg , dem europäischen , zurück zu Moskau … «

Alexander Wilbrecht, Petersburg (Straße nach Moskau)

(Dostojewskij – »größte[r] und wesenhafteste[r], den dies Millionenvolk gebildet« –
im Zitat nach Stefan Zweig, Baumeister der Welt, Ffm., S. Fischer, 1966, S. 147)

Wilbrecht, Alexander (1757 Petersburg 1823). Καρτα Οκρυжности Сτ. Πετερбүрга. Petersburger Umgebungs-Reise-Karte, ca. 1:190 T. in Kupferstich von G. Kharitonow (Kartusche) + Alexei Sawinkow, hier auf weißem Leder. (Petersburg, Geograph. Abt. des Kaiserl. Kabinetts bei der Ingenieurschule der Bergbau-Akademie, 1796/1800 [?].) 46,6 × 57,5 cm. – Rarissimum der russ. Kartographie und zudem als Leder-Trouvaille zwecks Mitnahme (Spuren 3facher Faltung) hier ohne Beispiel.

Instruktiv bis hin zu Wasser- + Straßennetz gearbeitet, dabei die Fernstraßen eigens ausgeschildert, wie etwa jene nach Moskau oder die Große Straße (heute Europastraße von Pskov [Pleskau]) über Gattschina nach Tsarskoie Selo und, eben, Petersburg.

Offer no. 15,727 | Preis auf Anfrage

Dostojewski’s Aglaja
Dostoyevsky, Idiot
am Petersburger Fontanka-Kanal

Dostojewski, F(jodor). M(ichailowitsch). Der Idiot. Roman. Aus d. Russ. von E. K. Rahsin (d. i. Elisabeth Kaerrick [Pernau, Livland, 1886 – München 1966]). 19./20. T. Mchn., R. Piper & Co., 1920. 19,5 × 12,3 cm. XVIII, 1182 SS. Bordeauxroter geglätteter Halb-Maroquinband mit faszinierend changierenden Deckelbezügen etc. sowie 7 vergoldeten Kapitalstehkantenfileten als Übergang zu oben + unten punziertem, an der Stirnseite indes untermaltem Goldschnitt – Fore-edge Painting – in Holzfurnier-Schuber mit Maroquinkanten am Einschub (R. Meuter).

Dünndruckausgabe des »zweite(n) der fünf großen Roman=Epen, die Dostojewski (Moskau 1821 – Petersburg 1880) geschrieben hat, Ende des Jahres 1867 in Genf begonnen und Ende des Jahres 1868 in Mailand beendet worden. Das Werk steht somit in der zeitlichen Folge in Abständen von je etwa zwei Jahren zwischen ›Rodion Raskolnikoff‹ und den ›Dämonen‹« (Rahsin).

Dostojewski, Fore-edge PaintingMit Aglaja als einer der weiblichen Hauptpersonen und solchermaßen Gegenstand der Vorderschnitt-Untermalung die schöne rothaarige Aglaja in Petersburger Tracht. Am jenseitigen Kanalufer Häuserzeile, hinter der zu beiden Seiten die Zwiebeltürme von Kirchen aufragen, deren rechte an die Christi Auferstehungskirche denken läßt.

Dostojewski, IdiotUnsichtbar in geschlossenem Zustand, präsentiert sich das Bild beim Auffächern des Buchblocks, hier als Ein-Bild-Version nach beiden Seiten, ausgeführt auf dem Längsschnitt, dessen anschließende Vergoldung sich infolge seiner Rundung »besonders schwierig« (Löffler-Kirchner) gestaltet. Generell geht solche unikate Schnittverzierung – ursprünglich symbolische Zeichen, später namentlich heraldische – bis ins 10. Jhdt. zurück, um sich gegen Mitte des 18. auf Bildthemen jeglicher Art auszuweiten. Die im geschlossenen Zustand unsichtbare Ausführung, wie hier, geht auf 1649 zurück, indes der Goldschnitt seinerseits sich auf die italienischen Renaissance-Einbände des 15. Jahrhunderts gründet.

Hier denn inhaltsbezogen auf ein Stück Weltliteratur. Geboren aus einer anderen Weite, einem anderen Anspruch. Eben aus dem Schoße Dostojewskis selbst. Denn, so Zweig diesen weiter zitierend, »überall und in allem, mein ganzes Leben lang habe ich die Grenze überschritten«.

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» Und wenn dir oft auch bangt und graut,
Als sei die Höll’ auf Erden,
Nur unverzagt auf Gott vertraut!
Es muß doch [Einvernehmen geben] «

(aus »Hoffnung« Emanuel Geibel’s, 1815-1884).

Jean Baptiste Le Prince, La diseuse de bonne Avanture
Le Prince, La diseuse de bonne Avanture

Und Rolland’s nobelpreisbekrönter Johann Christof/Beethoven (so am 13. September 1902 an Malwida von Meysenbug) zum Freunde Olivier: »Asien erwacht aus tausendjährigem Schlaf und wirft den russischen Riesen, den Schlüsselhüter Europas nieder …« (Romain Rolland, Johann Christof, dt. Ausgabe, Bln. 1947, Bd. II, S. 404).

» Mein Roman ist die Geschichte eines Lebens, von der Geburt bis zum Tode. Mein Protagonist ist ein großer deutscher Musiker … Der Schauplatz ist das heutige Europa … Kurz und gut, der Protagonist ist Beethoven in der heutigen Welt … «

Le Prince, Jean Baptiste (Metz 1734 – St. Denis du Port 1781). La diseuse de bonne Avanture. Die alte Handleserin. Radierung mit Aquatinta. Bezeichnet: Le Prince 1764., ansonsten wie vor + Untertext. 22,5 × 17,7 cm. – Hédou, Jean Le Prince et son œuvre (1879), 14, II (von II; »Très-belle pièce d’un puissant effet«). – Blatt 2 der 10blätt. Suite Divers Ajustements et Usages de Russie, von Le Prince während seines von 1758-1763 währenden Rußland-Aufenthaltes nach der Natur gezeichnet und zugleich »Une des suites les plus remarquables de l’œuvre du maître« (Hédou). – Untertext und der breite weiße Rand etwas stockfleckig. – Typograph. Wz.

» Auch ausländische Künstler kamen nach Rußland; 1757 bereiste der Franzose Jean Baptiste Le Prince Finnland, St. Petersburg und Moskau. Seine wenige Jahre später veröffentlichten Darstellungen der russischen Bevölkerung sind wahrscheinlich der bedeutendste Beitrag bildlicher Dokumentation der Zeit «

(Karen F. Beall, Kaufrufe und Straßenhändler / Cries and Itinerant Trades, 1975, S. 483).

Frühes Beispiel der Anwendung von Aquatinta, deren Erfindung Le Prince mit 1768 (sic!) landläufig zugeschrieben wurde. Dies scheint durch ein aufgetauchtes Blatt Charpentier’s aus 1756 überholt zu sein. Generell lagen die Versuche auch hier letztlich in der Luft. So sah Waldow, Illustr. Encyclopädie der graph. Künste, Lpz. 1884, Johann Adam Schweikards (1722 Nürnberg 1787) diesbezügliche 1759er Bemühungen als »erste noch unvollkommene Versuche in dieser Stechart«.

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