Aus aufzulösen gewesenem Tom. III von Ridinger’s Works

als einer englischen Privatsammlung erster Stunde
in hier allen Wünschen dienbarer Präsentation, sprich, säurefrei aufgelegt unter hochklappbarer Folien-Abdeckung auf Untersatzkarton für komfortable Zur-Hand-Nahme ebenso wie für (Wechsel-)Rahmungen, Staffelei- oder Wand-Aufstellung oder, eben, einer gegebenenfalls gar persönlich bezogener Wieder-Aufbindung adäquat dieses seinesgleichen suchenden absoluten Exemplars aus einer Reihe illustrierter lehrbuchartiger Wildbeschreibungen, hier denn die
» Dem Grosgünstigen Liebhaber stelle ich in disen Blättern den Wachstum der wilde(n) Thiere vor so wie ich sie mit vieler Bemühung in der Natur observiert und nach derselben gezeichnet. Ich werde meinen Endzweck darmit erreichen wan(n) selbige so günstig aufgenom(m)en und der Betrachtung gewürdigt werden zu welcher beÿgesezte vortreffliche Gedancken des Hochgelobten H. BROCKES anleithung geben, welchem ich aber in denen ausnehmenden Austrückungen der Kunst und des Lobes vieles schuldig bleibe, dahero auch dieselben zu meinem eigenen Vergnügen in der Stille zu behalten gedachte, nachdeme aber, sie heraus zu geben, mich viele meiner Freunde erinnert, als habe es, besonders um ihrer Vortrefflichkeit willen nicht unterlassen wollen. Die aufrichtige intention des Hoch=Edlen H. Authoris [= Brockes] So wohl als meine Gedancken, weisen folgende über die an Ihne gesandte Inventionen und mit schwartzer Kreide entworffene Zeichnungen von Ihm erhaltene Zeilen.
Wir beschreiben alle beÿde,
Gott zur Ehr, und uns zur Freude,
Das so schöne Welt=Gebäude
Ich mit Dinte , du mit Kreide. Brock. «
Der Grosgünstige Liebhaber gehabe sich wohl / Ich bin dessen ergebnester
IOH. EL: RIDINGER.
inventor sculptor et excud.
Aug. Vindel. A. 1736.
[Augsburg 1736 ff.]
Cum Priv. Sac. Cæs. Maj.
Die complette Folge
von Titel wie vor + 40 von Brockes detailreich instruktiv betexteten numer. Tafeln
in Radierung mit Kupferstich
auf der Lottenmühle (1572-1858)
»GROSSEM holländischen« WANGEN-Papier mit STADTWAPPEN
unter Kreuz + Bichofshut und Monogramm-Anhänger als Wz.
2 Mappen. Imp.-Fol. (46 × 62 cm; Blattformat 40 × 55,5 cm; Plattenformat ca. 34-34,5/max. 35 × 42-43,5 cm.) Bezeichnet unterhalb des Bildes linksaußen »Cum Priv(il). Sac. Cæs. Majest.« + rechtsaußen »J. El(ias). Ridinger inv(ent). (hat erfunden) pinx. bzw. del(in). (hat gemalt/gezeichnet) S(s)culps. (hat radiert/gestochen) et exc(ud). (hat hrsg.) Aug. Vind.« (Augusta Vindelicum/-corum=Augsburg, nach Kaiser Augustus benannte Stadt der Vindelizier). Gefolgt von jeweils dt.-frz. latein. Titel + mehrzeil. dt. Brockes-Text. Bordeauxrot ausgeschlagene schwarze Interims-Mappen mit drei Innenklappen nebst vier Schließbändern. Nachgedunkelter zeitgenöss. punkt. Rotschnitt.
Literatur-Belege
Thienemann, Leben und Wirken des unvergleichlichen Thiermalers und Kupferstechers Joh. El. Ridinger. Lpz. 1856. + Schwarz, Katalog einer Ridinger-Sammlung (Rudolf Ritter von Gutmann’s). Wien 1910. Jeweils Nrn. 195-235 nebst Schwarz I, Taf. XI. / Cobres, Deliciae Cobresianae. Büchersammlung zur Naturgeschichte. Augsburg 1781/82. S. 456. / Ebert, Bibliograph. Lex. Bd. II. Lpz. 1830. Nr. 19113. / Nagler, Künstler-Lex. Bd. XIII. Mchn. 1843. Rid.-Nrn. 12. / Allgem. Dt. Biographie. Bd. XXVIII. Bln. 1889. S. 507. / Schwerdt, Hunting Hawking Shooting ills. in a catalogue of books, manuscripts, prints and drawings. London 1928, Bd. III, S. 138 (Slgs.-Auflösung 1939/46). / Thiébaud, Bibliographie des Ouvrages Français sur la Chasse. Paris 1934. Sp. 784. / Ridinger / Slg. Faber-Castell. Autographes Bestands-Verzeichnis Alexander’s Graf von Faber-Castell, seit 1922 wieder zu Castell-Rüdenhausen (1866-1928) auf numer. Formular-Papier. Seite 1/Blatt 327 (Slgs.-Auflösung 1958). / Stubbe, J. El. Ridinger. Bln./HH. 1966. SS. 26-28 nebst Taf. 23f. (… ein Grundsatzprogramm … die Verse, die Brockes auf das berühmte Titelblatt … meißelt, weil auch dieser Buchtitel schon ein Stück Natur darstellen soll.) / Ausstellungs-Kat. Kielce zur 18monat. polnischen Wanderausstellung zum 300. Rid.-Geburtstag 1997/98, Nrn. 76-90 nebst 9 Abb. / J. H. Niemeyer, Ridinger Erlebnisse 1698-2020. Norderstedt 2021. SS. 45-48 nebst 2 Abbildungen.
Beleghafte Markt-Exemplare
Weigel 775 (Capitalfolge; Gute neue Abdrücke, 1838!) + Abt. XXVIII (1857), 17 A (von A-C). / Schlesische Rid.-Slg. bei Boerner XXXIX (1885), 1798 (Hauptfolge; nur 26 Bll., Etwas beschädigt, aufgezogen und ohne Plattenrand); Slg. Coppenrath, Abt. II bei Boerner XLVII (1889), 1469 (Treffliche Hauptfolge; nur 32 Blatt und ohne Plattenrand und einige etwas beschädigt). / Slg. Reich auf Biehla bei Boerner LV (1894), 24 (cpl., aber 12 in Neudrucken der 1850er und die übrigen meist aufgezogen). / Slg. Hamminger (Helbing 1895) 1584 als Flaggschiff (Hauptfolge. Brillante Abdrücke mit sehr breitem Rand. Leider 2 Blatt fast ohne Rand). / (Ridinger-)Kat. Helbing XXXIV (1900), 408 (Hervorragendes Werk des Meisters. Vortreffliche Abdrücke. cpl., aber 8 Blatt in neueren Abdrücken. Und preisliches Flaggschiff 409 (nur 34 Bll., doch Frühe Abdrücke von seltenster Schönheit mit sehr viel Rand). / Halle 68 (1928), 335 (»Die Tafeln zeigen Wildarten in ihrem verschiedenen Alter und berücksichtigen besonders die Hirsche. Sämtliche Tafeln sind von Joh. El. Ridinger allein, das Werk gehört zu seinen besten. Die Verse seines Freundes Brockes übernahm dieser fast alle in den 1739 erschienenen Teil VI von Irdisches Vergnügen in Gott [Goedeke III, 342.3]. Sehr schönes Exemplar in guten Abdrücken).
Als Facit dieser, alles in allem, letztlich nur durchwachsenen 1838-1928er 90jährigen tour d’horizon wandtüchtigster Objekte einst/wieder heimischen + fremden Jagdbegehrens erweist sich denn
anstehendes Exemplar rundweg als Spitze.
Dabei ganz beiseite lassend dessen Herkommen aus erscheinensmäßig erster Stunde. Als Teil besagten »Tom. III« mit vorgebundener »Fürstenlust« als bindemäßig einer zusätzlich auch noch mit einem Druck-Abklatsch garnierten bibliographischen Unbekannten, sondern, die beide ridingerbezüglich jene englische Sammlung als eine durchhaltende — die hier gleichfalls vorliegende späte »Kleine Reitschule« bildete »Tom IX« — Subskribentin der lieferungsweise erscheinenden Ridingeriana ausweist.

Weisser Dam Hirsch und die Hündin (Th. 213)
Doch auch thematisch enthalten diese Betrachtungen der Wilden Thiere einen über das rein jagdliche Interesse hinausgehenden tieferen, ihrer Zeit geschuldeten Kern. Denn es
» darf natürlich nicht vergessen werden, wie weitgehend die Gesinnung beider Männer [– Ridinger und Brockes –] bestimmt war durch einen damals zu voller Wirkung gelangenden, allgemeinen Wandel in Kunst- und Naturauffassung. Diese auch für die Werke von Brockes und Ridinger bezeichnende Abkehr von der Allegorienwelt des Barock und die Hinwendung zur Welt der Natur hatte bereits vor ihrem Schaffen begonnen, neue Ansichten über die Bedeutung der Natur, die Aufgabe der Kunst und ein neuer theologischer Ansatz gehörten zu ihren Auswirkungen. Mit der ›Physikotheologie‹ kam in diesen Jahrzehnten eine theologische Richtung zu schnell wachsender Bedeutung, die in der Natur einen Abglanz göttlichen Wesens sah und Gott über die Schönheiten dieser Welt zu verherrlichen unternahm … Ausgehend von Gedanken, die Leibniz in seiner ›Theodizee‹ entwickelte, legte kurz nach 1730, also zur Zeit der künstlerischen Anfänge von Brockes und Ridinger, Christian Wolff in seiner Schrift ›Vernünftige Gedanken von Gott und der Welt und der Seele des Menschen …‹ dar, daß Natur und göttliche, dem menschlichen Verstand erkennbare Vernunft eine Einheit bilden … «
So Stubbe 1966 a. a. O., SS. 26 f., zu diesem auch fünfzig Jahre später noch unverändert interessierenden Entwicklungsstand. Wie denn
» [Ellen] Spickernagel (2016 [recte 2015]) untersucht R.s Werke im Kontext der aus dem Protestantismus entstehenden Physikotheologie sowie R.s Bildmittel für die Visualisierung von Bewegung … Schlüsselbild seiner physikotheologischen bzw. natur-philosophischen Grundhaltung ist das »Abendblatt« aus der Serie der »Vier Tageszeiten der Hirsche«, die in den Anblick des abendlichen Sternenhimmels versunken sind, was als Beweis für R.s Überzeugung zu werten ist, dass die Natur eine Offenbarung der Weisheit, Allmacht und Güte Gottes sei … [Seine] dramatisch inszenierten Landschafts-Kulissen im Stil der Niederländer des 17. Jahrhunderts «
(U. Heise in Allgemeines Künstler-Lexikon, Bd. 98 [2017], SS. 472 f.).

Wölffe, von 3. bis 4. Iahren und ausgewachsene(n) Alter (Th. 216)
Und zu letzterem Aspekt führt Spickernagel den Kupferstecher und Radierer Ridinger unübersehbar auf den Maler und vor allem seine Vorbilder zurück:
» … anspruchsvollere Kompositionen in der verfeinerten Technik von Radierung und Kupferstich, mit der eine differenziertere Darstellung von Licht, Bewegung und Stofflichkeit zu erreichen war. Er verband damit die Adaption niederländischer Landschaftskunst des 17. Jahrhunderts … Sie stellte im Stil des Realismus vielfältige Landschaftstypen zur Verfügung … Bei Jan Breughel d. Ä., Gillis van Coninxloo [III], Abraham Govaerts und vielen anderen Malern waren die dichten, dämmrigen Waldinterieurs … vorgegeben. «
Wie denn auch schon 1900/01 Ernst Welisch mit Münchner Dissertation Ridinger als unstreitig »bedeutendste[n] Augsburger Landschafter [seiner] Zeit [qualifizierte] … obzwar er hauptsächlich als Tiermaler bekannt ist«. Und

Eine Bache mit ihren Iungen oder Frischlingen im Lager (Th. 208)
» Die[se Kulisse] ist beseelt, das Tier ist Bruder dem Menschen, Ridinger hat gerade das auszudrücken verstanden. Er ist ein rechter ›Seelenmaler‹, meint Brockes mit seinen Versen unter einer Fuchsfamilie [Bl. 23/Th. 218] … ›Ja noch mehr er kann so tief in den Geist der Tiere dringen, Ihn mit aller Leidenschaft sichtbar in ein Kupfer bringen Und der Füchse Geist, von innen, recht heraus zu sehen zwingen‹. In vielen Variationen preist Brockes immer wieder
den starken Eindruck, den Ridingers Kupfer bewirken
und der mitunter übermächtig, sogar synästhetische Wirkungen auslöse, wie es bei dem Blatt [13] mit der Wildschweinsfamilie geschieht [Th. 208].
›Kann man denn ein Gruntzen sehen? Kan uns eine Wüsteneÿ, die nicht gegenwärtig, schrecken? Das dies beÿdes möglich seÿ, Kann uns dieses Blatt entdecken‹ «
(Stubbe, a. a. O., S. 28). Und Stefan Morét im Ridinger-Katalog Darmstadt, s. o., S. 75:
» Die Tierdarstellungen Ridingers … verraten die weitgespannten Interessen des Künstlers. Neben den einheimischen jagdbaren Tieren, den zugehörigen Jagdhunden und seltenen Pferden reicht dabei das Spektrum … bis zum Rhinoceros. Ridinger geht es dabei immer um die möglichst eindrückliche Belehrung des Betrachters … Seinen Bemühungen um die Naturkunde … verdankt man unter anderem die früheste Darstellung der gestreiften Hyäne und die erste wirklich naturgetreue Wiedergabe eines Nashorns in der Graphik.
» Auffällig an den Tierdarstellungen R.s ist, daß die Tiere in der Regel einzeln dargestellt werden. Dies geschieht nicht ohne Grund. Aus vielen der Kommentare R.s zu seinen Werken geht hervor, daß er ein Anhänger der ›Physikotheologie‹ war. Diese im 18. Jahrhundert verbreitete, heute weitgehend vergessene Lehre beruhte auf dem Versuch, durch die kontemplative Betrachtung eines Gegenstandes der Natur … dessen Schönheit und zweckmäßige Organisation zu erkennen und so zur Erkenntnis Gottes zu gelangen, indem der Betrachter versuchte, vom Geschöpf auf den Schöpfer zu schließen.
» Der besondere Charakter der Tierbilder R.s erklärt sich also zum Teil dadurch, daß ihnen in diesem Zusammenhang die Aufgabe zukam, dem Betrachter das dargestellte Tier deutlicher, d. h. isolierter vor Augen zu stellen, als es in der Natur gesehen werden konnte. «
Ridinger’s »pionierhaftes Schaffen« (U. Heise) solchermaßen auf ureigenstem Gebiet erneut belegend, wird doch auf naturwissenschaftlich-literarischem Feld solches etwa ad puncto Tierseele erst dem fast 150 (sic!) Jahre späteren Alfred Brehm (1829-1884) zugesprochen: »Der besondere Reiz und damit wohl auch ein wichtiges Element des literarischen Werks von Brehms Tierschilderungen liegt in seiner
von genialer Intuition geleiteten Deutung der Tierseele.
Diese Deutungen konnte Brehm in der zweiten Auflage noch vertiefen …« (Kindlers Neues Literatur Lexikon III [ca. 1990], 117).
Die nachfolgend beschriebenen 41 Blatt der Betrachtung der wilden Thiere bilden die ersten, und zugleich umfassendsten der Gemeinschaftsarbeiten Brockes-Ridinger. Aber auch im Ridinger-Œuvre gehört die Folge generell zu den überschaubaren umfangreicheren Arbeiten.
Gedachtem zwangsläufig jeweils brandfrischen Lieferungs-Erwerbs und dessen sorgfältiger Ablage bis zur Bindung entspricht folgerichtig die
ausnahmslos ganz einheitlich herrliche , ja schlichtweg brillante , Druck-Qualität
auf ihrem ebenso gleichrangigen, nur in seiner Schwere gelegentlich ein wenig noch schwererem/ein wenig leichterem WANGEN-Bütten der von Ridinger für die Schwarz-Weiß-Drucke

zeitlebens immer wieder bedachten Allgäuer Mühle,
sprich, der traditionstiefen Lottenmühle, mit hier neben dem regelüblichen typograph. WANGEN-Wz. als herausragend zusätzlich deren ca. 12 × 7,5 cm messende, von der Stadt privilegierte Stadt-Wappen-Marke, eingebettet in weiterem. Deren namentlich dem Laien nur ansatzweise Lesbarkeit der dichten Kupferschraffur geschuldet. Die prima Wiedergabe des Stadtwappens dank eines der extrem breitrandigen acht Fürstenlust-Blätter. – Hiesiges ersetztes Blatt 1 nur mit den generellen Linien als Wz. Von den übrigen 40 könnten 6 variieren/abweichen.
» Berühmt wurde das Wangener Papier … Noch 1841 wird in der Oberamtsbeschreibung die Papierfabrik des Georg Anton Lott [als 5. oder 4. Generation] als wesentlich verbessert beschrieben, welche das besonders starke Papier von sehr großem Format lieferte « (Wolfram Benz, Eglofs/Argenbühl).
Als ein redendes Wappen sollen die drei Köpfe Wangen darstellen. Der Adler bezieht sich auf die ehemalige Reichsstadt, die Lilie evtl. auf ein Zeichen des Gerichts. Diese Symbole schon auf einem 1312er Siegel.
Signatur-Specifica
Werkrelevant tragen von den 40 Themen-Kupfern 29 ein »pinx.« bzw. »pinxit« (Bl. 16) als Hinweis auf eine Malerei-Vorlage, die übrigen 11 ein »del.« bzw. »delin.« (Bll. 26-29, 31, 32, 38, 39) als Merkmal einer zeichnerischen. Und nur vordergründig nur rein bibliograph. Interesses die Abweichungen »Privil.« (2, 3, 5, 6), »Elias« (7-9, 16), »inven.« (30), »invent.« (19, 21, 22, 25, 26, 28, 29, 31, 32), »sculps.« (16, 33, 36) und nur »exc.« Bl. 40.
Erhaltungszustand
In seinem gänzlichen inneren Einklang gesamthaft letztlich hervorragend. Wobei zum Papier schon oben alles gesagt ist. Und die für namentlich Seiten und Oberrand schöne Breitrandigkeit obige Gegenüberstellung von Platten- und Blattformat belegt. Deren Frische auch etwaige Stockstippigkeit von Anflug bis etwas mehr überdeckt, anderenfalls es unten jeweils vermerkt wird. Nicht anders, obgleich durchgehend, ein von verso durchscheinender Wasserrand im weißen Oberrand von max. 8 × 13 cm, der, eher unscheinbar, bis 3,5 cm ins Bild hineinläuft. Schon auf Blatt 5 nur noch abgeschwächt und kleiner, ab Bl. 11 bild- und selbst rückseits von noch bemerkbar bis schon nahezu gänzlich übersehbar, schrumpft er auch im Ausmaß schnell bis auf zuletzt nur noch 4 × 9,5 cm, wahrgenommen als lebensnahe Patina. Zwei weitere nur Anfangs-Ränder auf Bll. 2-4 vermerkt.
Das dem Exemplar fehlende genummerte Blatt 1, Th. 196, konnte durch einen gleich wundervollen Abdruck nuancierten Hell-Dunkels bei mit 40,2 × nur 50,4 cm lediglich leicht geringerer Breite wie dank Kartonunterlage optisch gleichwohl neutralbleibend ersetzt werden.
Letzteres lag denn auch dem Fürguthalten zu Grunde, zwecks wenn auch nur eines bescheidenen Provenienz-Belegs die zwangsläufigen Oberrand-Entnahme-Spuren unbeschnitten zu lassen, nachdem die originalen Deckel billigerweise der Fürstenlust-Vorbindung als eines exemplarspezifischen Nahezu-Unikats als eben solchen Beleges beizugeben waren.
0) Betrachtung der wilden Thiere … Das unnumerierte Titelkupfer Th. 195. — Aufliegend auch apart.
1) Ein Stuck Wild in der Ruhe mit einem Hirschkalb und Spiesser. »Schöne Waldparthie« (Th. 196). – Das bei gleicher Qualität mit 40,2 × 50,4 cm (statt 40 × 55 cm) lediglich 4,6 cm schmalere Ersatz-Blatt, s. o. – 2,5-4 cm breitrandig. – Kaum bemerkbare Knickspur oben rechts unter Einschluß noch der lediglich schraffierten Bildecke.
2) Ein Gabelhirsch, welcher die mit Baast=bewachsene Kolben auf , und noch nicht verreckt hat. »Eine schöne Figur« (Th. 197). – Neben besagtem größeren Wasserrand dortselbst noch ein kleiner (2 × 3,5 cm) und ein weiterer, max. 3 × 6,5 cm, im linken weißen Papier- + Plattenrand. — Aufliegend auch apart.

3) Ein Hirsch von 6. änden, der angeschweist und flüchtig ist. Th. 198. – Vgl. die ähnlichen Szenerien von Th. 315 der Wundersamsten, dem 1721er 22-Ender des Trierer Kurfürsten Franz Ludwig von Pfalz-Neuburg, + Th. 438. – Wasserränder wie vor. — Aufliegend auch apart.
Zusätzlich noch zu Blatt 3/Th. 198 hier aufliegend die auf die Kern-Scenerie beschränkte Wiedergabe durch Hermann Menzler als mit Tonplatte gedruckter Lithographie im Druck v. A. Renaud, vereinzelt auch A. Hölzer, bei L. J. Heymann in Berlin (1863-65) als Blatt 18 der III. Abt. (»Sammlung seltener Hirsch-Geweih-Abnormitaeten und Hirschbilder«) dessen Joh. El. Ridinger’s Jagd-Album. – Ohne die Brockes-Verse und als Hochformat fortlassend die seitliche Staffage. Neben dieser Abweichung gerade hinsichtlich der ganz eigenständigen, durch die lithographische Technik bedingten Bildwirkung eine erwerbenswerte Sammlungsbereicherung auf festem breitrandigen Papier.
4) Ein Hirsch von 8. änden, welcher ganz vertraülich geht, und gen Holz ziehet. – Th. 199. – Obiger großer Wasserrand auffälliger und schwach auch noch ins Bild verfolgbar. Von den anderen beiden nur noch andeutungsweise der seitliche verblieben, doch zusätzliche partielle überwiegend nur schwache Randstockigkeit. — Aufliegend auch apart.

5) Ein Iagtbahrer Bürghirsch (Berghirsch) von 10. änden, wie solcher mit schreyen dem Wild nachstreichet. – Th. 200. – »… voller innerlicher Glut, voller brünstigen Begier …« (Brockes). – Der praktisch alleinige große Oberrand-Wasserstreifen nur noch abgeschwächt und im Bilde selbst nicht wahrnehmbar. – Anflug partieller schwacher Randstockigkeit. — Aufliegend auch apart.
6) Ein Hirsch von 12. änden, welcher in voller Flucht ist. – Th. 201. – Aufliegend zudem als nicht gelaufene »KÜNSTLERKARTE nach dem Kupferstich …« in Tiefdruck von O. Felsing, (Bln.-)Charlottenburg. Ca. 1900/20. 9,2 × 14,1 cm. – Mit den Brockes-Versen.
7) Ein Hirsch von 14. änden, welcher den Bast in leichten gestreiche abstreifft. – Th. 202.
8) Ein Hirsch von 16. änden, welcher sich zu kühlen die Weyde an dem Wasser nimbt. – Th. 203. – »Sehr schönes Blatt« (Helbing 1900). — Aufliegend auch apart.
9) Ein starcker Brunfft=Hirsch von 18. änden, welcher von Hitze des Brands sich zu Kühlen in einem Brudel oder solachen ligt. – Th. 204. — Aufliegend auch apart.

10) Ein starcker Hirsch von 20. änden, wie er mit dem Gewicht einen Ameysshauffen durchfährt, und vor Zorn mit den Lauffen in den Boden scharret. – Th. 205: »Dass der Hirsch vor Zorn den Rossameisenhaufen aufscharre, darin irrt Ridinger, das thut er mit Wohlbehagen, weil ihm der stärkende Ameisenduft angenehm ist.« — Aufliegend auch apart.
Zusätzlich aufliegend als Menzler’sche Ton-Lithographie wie oben, das antike Bezüge signalisierende Monument auf der rechten Bildseite indes nur zur Hälfte wiedergebend und so das Geschehen deutlicher in die Bildmitte rückend.
11) Ein Hirsch von 24. änden in seinem Lager in der Ruhe brächtig. – Th. 206: »Ridinger kann sich von seinem Lieblingsgegenstande gar nicht trennen.« — Aufliegend auch apart.
12) Ein Küm(m)erer, ein Gall Thier, Trächtiges Wild und Schmalthier. – Th. 207.

13) Eine Bache mit ihren Iungen oder Frischlingen im Lager. – Th. 208. – »Kann man denn ein Gruntzen sehn?« (Brockes). – Der 7 cm breite rechte weiße Seitenrand schwach stockig.
14) Ein u. 2. Iäjrige Frischlinge. 3. Iähr. Käuler. 4. Iähr. Hundschläg. sie habe(n) ihr gewerff eines starcke(n) Zoll lang heraus stehe(n), sind in dise(m) alter am geschwindest. Das Weibl. wird eine starcke Bache gena(n)t. – Th. 209.

15) Schweine von 5. Iahren werden angehende auch hauende Schweine genant ihr gewerff ist ihnen eines Fingers lang sehr scharff. – Th. 210. – Deren drei, davon zwei innert Brombeerranken.
16) Schweine vo(n) 6. bis 7. u: mehr Iahr ne(nn)t ma(n) HaubtSchweine ihre grösse erke(nn)t ma(n) an de(n) Bæume(n) worbey der Soler stehet, ihr Alter aber an dem gewerff, welches ga(n)tz stumpff u. dicke ist. – Th. 211. – Leichte Stockigkeit im weißen Rand unten rechts außen.

17) Gefleckter Dam Hirsch. – Th. 212: »Eine herrliche [6er] Gruppe Dammwild in unübertrefflich schönem [Eichen-]Walde. Nein, man kann nicht genug bewundern, wie lebendig und ansprechend Alles hier dargestellt ist! … das lieblichste Blatt in der ganzen Suite.«
Und Brockes: »… und sein noch viel zarter fleisch, wird mit mehrer Lust genossen. Wenn wir denn an diesem Thier, nebst dem Gaum, das Auge laben, so vergest nicht dem zu dancken, dem wir es zu da(n)cken haben.«
18) Weisser Dam Hirsch und die Hündin (sic!); sie haben meistens zwey Iunge, erreichen ihre grösse im 4. und 5. Iahr. In hoher Flucht über eine mit gestürzten Bäumen erschwerte Vergatterung hinwegsetzend. – Th. 213. – »Hervorragend schön« (Helbing 1900). — Aufliegend auch apart.

19) Der Rehebock und Geiss sind im andern Iahr zur Brunfft tüchtig. Die Iunge, deren sie zwey haben, werden Kize genennt. Deren sechs jeglicher Art + jeglichen Alters – vorn links in behaglicher Ruhe schreiender 6-Ender, hinter ihm die stehende Geis mit saugendem Kitz, rechtsseits das zweite Kitz, Jungricke + aufgeregter Jungbock – in majestätischem Park mit zurückgesetzter Fontäne. – Th. 214. — Aufliegend auch apart.
20) Der Iltiss. Sie haben 2. 3. bis 4. Iunge und sollen 10. und mehr Iahre erreichen. Vierköpfige Familie vor dem »Hintergrunde (einer) schöne(n) Landschaft, mit einem hohen Felsen, darauf alte Burg«. – Th. 215: »Sie würgen mehr als sie verzehren.« — Aufliegend auch apart.
21) Wölffe, von 3. bis 4. Iahren und ausgewachsene(n) Alter habe(n) auf einmahl 8. bis 9. Iunge, leben bis 20. Iahr. »So natürlich ist die Stellung, so lebendig die Figur dieser [5 heulenden] Thiere vorgestellt …« (Brockes). Gerade auch landschaftlich außerordentlich schönes Szenarium. – Th. 216. — Aufliegend auch apart. — Aufliegend zudem in Felsing’s Tiefdruck-»KÜNSTLERKARTE nach dem Kupferstich …« wie oben.

22) Der Luchse, sind zweyerley Stein= und Kälber-Luchsen. Sie haben zwey bis 3. Iunge, und sollen lang leben. 9köpfige Luchsfamilien – »von sehr verschiedenem Alter, und in charakteristischen Stellungen« (Th. 217 mit irrig nur 8 Stück) inmitten großartig ausgeleuchteter Felsszenerie. – »… und es müssen ihre Bälge, uns für scharfer Kälte schützen« (Brockes). — Aufliegend auch apart.
23) Die Füchse sind zweyerley rothe und Brandfüchse; haben 4. bis 6. Iunge; sind im andern Iahr zur Brunfft tüchtig. In gebirgiger Waldgegend mit zurückgesetzt rechts ausgedehntem Kastell, sicher Burg Malepartus, fünf sich angeifernde Alte und vier Welpen. »Also dient, wie Wolf und Luchs … uns zum besten auch der Fuchs« (Brockes). – Th. 218. — Aufliegend auch apart.
Zusätzlich aufliegend als Menzler’sche Ton-Lithographie wie oben, doch hier aus der 2. Abt. als der »Hatzen- und Gruppen-Bilder«. Gegenüber Ridinger’s Vorlage fehlt der hinter dem Baumstamm hervorschauende fünfte ausgewachsene Fuchs. Auch die Baumstaffage ist teils leicht abgewandelt bzw. verkürzt.
24) Die wilde Kaz oder Kuder wird im Alter sehr gros, haben 3. 4. bis 6. Iungen. Deren sechs + Junge »in des wilden Waldes dunckel=grüner Schatten Nacht …« Und der Balg »auch gegen Flüsse wunderbare Kräffte hegt« (Brockes). – Th. 219. — Aufliegend auch apart.

25) Die Gemsen haben 1. 2. selten 3. Iunge, das Mänlein erreichet gleich der Geis seine Stärcke im andern Iahr, leben sehr lang. »Eine Schweizer Parthie, wo sich Felsen auf Felsen thürmen«. Dreier- + Vierergruppe + ein Single, »jung und alt, liegend, stehend und fortschreitend«, in bildhaft schönstem Arrangement. Und solchermaßen mit »Sehr hübsches Blatt« (Helbing 1900) viel zu wenig gesagt. – Th. 220. — Aufliegend auch in Felsing’s Tiefdruck-»KÜNSTLERKARTE nach dem Kupferstich …« wie oben.
26) Der Haas, ein Ramler und die Sazhäsin erreichen ihre grösse im ersten Iahr. – Th. 221: »Im Hintergrund ein prächtiger Park, (vorn links) eine Häsin mit einer Heerde Jungen von verschiedenem Alter, der Rammler macht in der Mitte ein possierliches Männchen, noch eine kehrt uns den Rücken zu.« Und Brockes: »Wer diess Bild vernünftig sieht, wird und mus den Meister loben«. — Aufliegend auch apart.

27) Die Biber haben 2. bis 3. Iunge, erreichen im andren Iahr ihre Kräffte zur Zucht; nehmen auch an grösse im(m)er zu. 4köpfige Familie an ausgreifendem Gewässer. An einer alten Weide beweist sich der Zähne Kraft. Und so sorgen »Biberdämme für Nahrung und Schutz.« Und »Mit Hilfe von Bildern aus dem Weltall hat der kanadische Forscher Jean Thie den vermutlich größten Biberdamm der Welt entdeckt. Das gewaltige Bauwerk ist etwa 850 Meter lang … [und] müssen Generationen … [daran] gearbeitet haben« (FAZ.NET 12. 5. 2010). – Th. 222. — Aufliegend auch apart.

28) Die Fisch Otter haben 3. bis 4. Iunge; bekommen im andern Iahr vermögen zur Zucht; werden im(m)er grösser. An für sich allein schon künstlerisch unerhört bildhaftem Wasserfall verteilte 5köpfige Familie. – Th. 223. – »Und ein Strumpf von Otter=Balg Podagrämsche Schmertzen lindern« (Brockes). — Aufliegend auch apart.
29) Der Dachs, und das Eichhörnlein, haben beyde 3. bis 4. Iunge, die letztere sind im ersten Iahr zur Brunfft tüchtig. 2 × 4köpfiges Familienglück, verteilt auf belle étage und obere Stockwerke. – Th. 224. – »Zwey gantz unterschiedne Thiere stellt dies schöne Kupfer hier« (Brockes). — Aufliegend auch in Felsing’s Tiefdruck-»KÜNSTLERKARTE nach dem Kupferstich …« wie oben.
30) Das Wieselein hat meistens zwey, der Marder aber 3. bis 4. Iunge, leben zimlich lang. »Oben im Walde sechs Stück Baummarder, drei noch ziemlich kleine; darunter bei Felsen den Stein- oder Hausmarder, und auf der andern Seite vier Stück kleine Wiesel, ein Junges wird von der Mutter in der Schnauze getragen« (Th. 225). — Aufliegend auch apart.
31) Die Bären haben zwey, selten 3. Iungen; kom(m)en im 5. Iahr zu ihrer grösse; leben über 20. Iahr. 7köpfige Großfamilie »auf und unter oder neben Felsen« in full action mit den sich, unterstützt von ihren jeweils beiden Jungen, ankeifenden beiden Müttern, indes den Herrn der Felsengrotte das alles nichts angeht. – Th. 226. – Das ganz einzigartig reizvolle Sujet. — Aufliegend auch apart.
32) Die Löwin träget ihre Iungen ein halb Iahr, setzet deren 3. 4. bis 5. – »Diese nette Gruppe ist oft … copirt worden. Ich war so glücklich … (sie) zu erhalten« (Th. 227, 1856 !). — Aufliegend auch apart.
33) Der Löwe erreichet seine vollkommene Stärcke im 5ten oder 6ten Iahr, nimt auch noch länger an grösse zu und wird sehr alt. Ausgedehnte Felsengrotte mit dem die rechte Blatthälfte dominierenden Patriarchen. Vier weitere männliche unterhalten sich in der Nebenhöhle zur linken. – Th. 228: »Dies ist der schöne Löwe aus der ›Menagerie des Plantes‹ zu Paris und gleicht dem berühmten Nero, der jetzt im Münchner Naturalienkabinett befindlich ist.« — Aufliegend auch apart.
34) Der Leopard ist mit dem Tiger gleich. Leoparden-Paar mit seinen beiden Jungen in felsigem Ambiente. – Th. 229.
Aufliegend auch apart im Exemplar der Herzöge von Arenberg mit deren rückseitigem ovalen blauen Wappen-Sammlungs-Stempel CH(RISTUS). PROTECTOR MEUS nebst den drei Mispel-Blüten (Lugt 567) der auf Arenberg (Aremberg) im Kreise Adenau/Ahr zurückgehenden ndrrhein.-westfäl.-belg. Herzöge.
35) Die Rennthier erreichen ihre grösse und Stärcke im 5ten Iahr setzen meist nur ein junges. Kapitaler Hirsch in imperialer Stellung in »Winterlandschaft mit Nordlicht in Lappland«. Im Geschirr, doch losgerissen. – Th. 230. — Aufliegend auch apart.
Zusätzlich aufliegend als Menzler’sche Ton-Lithographie wie oben, doch hier aus der 1. Abt., »Darstellungen der bekanntesten Jagdthiere Mittel-Europas nebst Fährten oder Spuren« (hier nicht vorgesehen).

36) Das Elend komt erst im sechsten Iahre zu seiner grösse, sie haben meistens 2. auch wohl nur ein junges. Auf felsigem Plateau vorn ein starker Bulle in dominanter Stellung »ganz natürlich einherschreitend«, zurückgesetzt zwei Tiere. – Th. 231. – »Sein Geweih ist ganz besonders … Eines Adlers Schwingen gleich« (Brockes). — Aufliegend auch apart.

37) Die Auer Ochsen [recte Wisent] haben nur ein, selten 2. junge; erreichen ihre vollkom(m)ene grösse und Stärcke erst im 6ten. Iahr und sollen lange leben. Wisentbulle in majestätischer Stellung in Felslandschaft mit Unterholzbewuchs. – Th. 232: »Sehr getreue und vorzüglich gut ausgearbeitete Abbildung des seltenen Bonanus, oder Europäischen Wisent.« – 3,5 cm Einriß in der breiten weißen linken Unterrandecke kunstvoll beigelegt. — Aufliegend auch in Felsing’s Tiefdruck-»KÜNSTLERKARTE …« wie oben.
38) Die Tiger=thiere haben 2. bis 4. und mehr junge, welche blind wie alle RaubThiere geworffen werden; ihr alter sollen sie bis auf 40. jahre bringe(n). Recte wohl der Jaguar (»… da man noch nicht recht zwischen Leoparden und Tigern zu unterscheiden wußte«, B. Vignier 1676) in einem Paar mit zwei Welpen in Felsszenerie. – Th. 233. — Aufliegend auch apart in Frühdruck vor der Numerierung wie literaturunbekannt.
39) Der Steinbock sie haben nur 1. zuweilen 2. junge, kom[m]en zu ihrer vollkom[m]enen grösse erst im 4. oder 5.ten Iahr und werden sehr alt. Zwei Böcke + 1 Geiß auf höchstem Felsvorsprung. – Th. 234.
Ridinger’s Vorlage für’s Tiepolo-Œuvre als Bindeglied eines Schlaglicht-Besuchs in Augsburg — »Wie kam der Superstar in die Provinz« (Ludwig Wagner) — via Nutzung der Gruppe durch Giovanni Domenico Tiepolo (1727-1804), Sohn des gewaltigen Giambattista (1696-1770; für Wolfgang Schöne 1983 »Der größte Maler des 18. Jahrhunderts«), für die von Christie’s, New York, hochbewertete lavierte Kreide-/Federzeichnung Bergziegen mit ruhendem Wanderer mit hiesiger Steinbockpartie als praktisch lupenreiner Kopie, indes für die Lagerung des Ruhenden auf das väterliche Öl Der Tod des Hyazinth der Sammlung Thyssen-Bornemisza zurückgegriffen wurde.

» Höchstwahrscheinlich war Tiepolo mit Ridinger bekannt geworden … als er zusammen mit seinem Vater zwischen 1750-53 an den Fresken für die Würzburger Residenz arbeitete [und sie auf der Anreise Ridinger in Augsburg besuchten und sich mit dessen Werk vertraut machten] … Die verschiedenen Tiere aus Ridinger-Kupfern, die erstmals auf einigen der Würzburger Fresken [des Vaters] Giambattista erscheinen, weiterverwendet dann für von den späten 1750ern bis in die 1790er für den Familienlandsitz in Zianigo geschaffenen Fresken Domenico’s … Zu [anstehender Steinbock-Graphik] kehrte letzterer auch in anderen Zeichnungen zurück … Wie oftmals seine Praxis, kopierte [Domenico] Tiepolo Ridinger’s Vorlage nicht bloß, sondern umgruppierte und uminterpretierte, etwas ganz Neues schaffend …) «
(Christie’s 2820 [2014, NY], 23). – Siehe auch J. Byam Shaw, The remaining frescos der Tiepolo-Villa in Zianigo, The Burlington Magazine, CI, no. 680, Nov. 1959, pp. 391-95 für das Verhältnis zwischen Ridinger’s Tier-Graphiken und Tiepolo’s Fresken in Zianigo.
Kunst kann ja so geschichtenprall sein.
Aufliegend dieses kaiserliche Synonym für überragende Machtstellung auch apart. — Aufliegend zudem in Felsing’s Tiefdruck-»KÜNSTLERKARTE nach dem Kupferstich …« wie oben.
40) Das wilde Pferd wird bis ins 3. u: 4.te Iahr in der Wildnus gelassen, so dan[n] zu[m] gebrauch abgericht; meiste[n]s fællet nur ein, bisweile[n] 2. junge; zu[m] gebrauch diene[n] sie 15. bis 20. Iahre. – Th. 235: »Bravo!« — Zusätzliche Detail-Abbildung eingangs. — Aufliegend auch apart.
Der Schlußakkord dieser — wieder einmal! —
so unvergleichlich schönen Ridinger-Suite,
vom überwältigten Brockes wie folgt erfaßt:

» … Welch ein Strampfen höhrt man hier? welch ein Schnauben füllt die Lufft! ein wild doch schönes Thier sprengt daher im vollen rennen … Wie dies Thier ein Meisterstücke von der bildenden Natur, so ist die durch wenig Striche, hier gebildete Figur,
auch des Meisters Meisterstucke.
Las dies Bild das letzte seyn, ich kann dir nicht weiter folgen Ridinger, sonst mahl allein. «
» Seinen festen Muth und eine ausserordentliche Geschicklichkeit bewies (Alexander der Große) … an seinem Pferde Bucephalus … (welches) an Stärke und Schönheit seines gleichen nicht (hatte) … Da man aber auf freyem Felde einen Versuch von seiner Schnelligkeit und Gelehrigkeit machen wollte, fand sich niemand … der dasselbe zu reiten im Stande war:
so sehr schreckte es durch sein Aufbäumen und wildes Wesen jeden,
der aufsteigen wollte. Man hielt es also schon wegen dieser unbändigen Wildheit für ganz unbrauchbar, als Alexander seufzend sagte:
›Was für ein herrliches Pferd geht durch der Furchtsamkeit
und Ungeschicklichkeit dieser Leute verlohren!‹
» Dies wiederholte er so oft, bis es ihm endlich sein Vater verwies … ›Gewiß will ich es besser machen … wenn Sie, mein Vater, mir es erlauben wollten.‹ Da der König hierauf versetzte: was willst du verlohren haben, woferne dir die Sache fehl schlagen sollte? so antwortete er: ›ich will das Pferd bezahlen‹ … (und so) ward endlich beschlossen; daß, wenn er gewönne, ihm der König das Pferd kaufen, im entgegengesetzten Falle er selbst aber das Geld erlegen sollte.
» Alexander ergriff hierauf das Pferd bey dem Zaum, und stellte es mit dem Kopf gegen die Sonne, daß es seinen Schatten nicht wahrnehmen konnte. Denn er hatte vorher bemerkt, daß es durch desselben Anblick noch wilder geworden. Da es demohngeachtet noch fort tobte, streichelte er ihm die Mähne, ließ unvermerkt seinen Mantel fallen, und saß mit Einem Sprung auf ihm, so heftig es auch tobte. Nun aber fieng es, des Zaums noch ungewohnt, hinten und vornen an auszuschlagen … Endlich aber suchte es auszureißen, und lief mit der größten Schnelligkeit fort … Alexander ließ daher dem Pferde in seinem Toben und Springen nicht allein den Zügel völlig schießen, sondern gab ihm auch die Spornen, und munterte es durch starkes Zurufen noch mehr zum Laufen auf … (und) hörte er nicht eher auf … (bis es), durch Müdigkeit gebändigt, sich willig und gedultig zurück reiten ließ.
» In der Folge bezeugte der Bucephalus, ob er gleich gegen alle übrige seine Wildheit beybehielte, sich gegen den Alexander … gehorsam und folgsam,
und blieb endlich nach vielen mit Alexandern überstandenen

Strapazen und Gefahren in der Schlacht gegen den Porus
[Mai 326 v. Chr. am indischen Hydaspes. Hier Charles Le Brun’s
›vermutlich erste Darstellung des Poros-Themas in der Kunstgeschichte‹,
so Posner weiter, in Girard Audran’s monumentaler 1678er Radierung. Denn].
Diese Begebenheit haben die größten Künstler für würdig geachtet,
ihre Geschicklichkeit dadurch zu verewigen «
(Curtius Rufus, Von dem Leben und den Thaten Alexanders des Großen, Ffm. 1783, Bd. I , SS. 31 ff.).
Für seine Alexander-Arbeiten schon aus den frühen 1720ern folgte Ridinger eben dieser Quelle des Rufus. Solchermaßen aber unzweifelhaft, daß er in anstehendem 1736er Das Wilde Pferd dem Bukephalos seinerseits ein Denkmal setzte. Auch Dürer’s Kleines Pferd (Abb. Klassiker der Kunst IV, 116; Hollstein 93) nach Matthias Mende (1998) eine Darstellung Alexander’s mit Bukephalos.
Dies denn die Parade
der 41 »wahrhaftig inhaltsreichen Ridinger-Kupferstiche« (Rathje)
heimischer und exotischer Tierschau
belegend den kunsthistorikerseits zugleich auffälligen
Meister der Landschaft.
So, wie schon oben, 1900/01 Ernst Welisch: »bedeutendste(r) Augsburger Landschafter (seiner) Zeit … obzwar er hauptsächlich als Tiermaler bekannt ist«. Und 1966 Stubbe a. a. O., Seiten 15 f. nebst Tafel 8 zur landschaftlichen Fortentwicklung mit dem Licht als eines zentralen Aspektes im Vergleich des späteren Par force-Blattes Th. 60 mit dem Fürstenlust-Blatt Th. 21:
» … (bindet) ein reich differenziertes, dabei jedoch gleichmäßiges, weit zur Tiefe gestuftes Waldesdunkel alle Einzelheiten. Zwei klar durch den mittleren, zweistämmigen Baum getrennte Lichträume durchhellen hier den homogenen Waldesschatten … Vor allem aber die rokokoheitere Lichtdurchschimmerung der ganzen weiten Szene … Es gehört sehr viel künstlerische Intelligenz dazu, diese ebenso zarte wie belebende Lichtwirkung zu erreichen. Mit ihr, wenn er es zu handhaben weiß, besitzt der Kupferstecher ein entscheidendes Mittel für einen der wesentlichsten Effekte, den die Kupferstichkunst überhaupt erreichen kann .«
Da Stubbe – wie denn auch bezgl. des Tierkampfblattes Th. 722 – an Hand des von Martin Elias gearbeiteten Kupfers, nicht der zeichnerischen Vorlage, urteilte, hat dieser vollen Anteil an dem, womit Stubbe hinsichtlich der von ihm für die Mitfünfziger angenommenen Par Force Jagd-Folge »Ridingers reife Stecherkunst« umriß. — Und 1999 Morét im Ridinger-Katalog Darmstadt, Seite 103:

Schweine vo(n) 6. bis 7. u: mehr Iahr ne(nn)t ma(n) HaubtSchweine (Th. 211)
» Der besondere Reiz [seiner] Jagddarstellungen [liegt] in der charakteristischen Kombination von Jagdgeschehen und eindrucksvoller Landschaftsschilderung. Die Landschaft stellt bei Ridinger mehr als nur eine Folie dar, vor der sich das Geschehen abspielt, sondern sie zeigt immer den natürlichen Lebensraum des dargestellten Tieres. «
Und aus ausführlicher obiger Zitation seien Spickernagel (2015) und Heise (2017) wiederholt, indem erstere Ridinger unübersehbar auf den Maler und vor allem seine Vorbilder zurückführt:
» … anspruchsvollere Kompositionen in der verfeinerten Technik von Radierung und Kupferstich, mit der eine differenziertere Darstellung von Licht, Bewegung und Stofflichkeit zu erreichen war. Er verband damit die Adaption niederländischer Landschaftskunst des 17. Jahrhunderts … Sie stellte im Stil des Realismus vielfältige Landschaftstypen zur Verfügung … Bei Jan Breughel d. Ä., Gillis van Coninxloo (III), Abraham Govaerts und vielen anderen Malern waren die dichten, dämmrigen Waldinterieurs … vorgegeben. «

Der Dachs, und das Eichhörnlein, haben beyde 3. bis 4. Iunge (Th. 224)
Und Heise resümierend Ridinger’s diesbezüglichen Stil betont: »… [Seine] dramatisch inszenierten Landschafts-Kulissen im Stil der [namentlich vlämischen] Niederländer des 17. Jahrhunderts.«
Ergebend die Landschaft als Ziel. Auf dem Wege zum Bild.
Wie letztlich die Botschaft dieser Folge. Deren Tiere in ihrem ausschließlichen Für-sich-Sein ihr Einssein mit ihrem Umfeld in einem Maße vermitteln, daß sie entgegen eigentlichen Wollens fast schon nur noch als immerhin gelungenstes Selbstverständnis wahrgenommen werden. Als Bilder, die auch ohne sie das Auge beglücken, die Wände dominieren. Und, wie die Höhlenbilder 22 + 28 von Luchs und Fischotter, geradezu den Eindruck pastosen Öls suggerieren.
Wie in solcher Parade nirgends sonst bei Ridinger!
Denkenlassend an den zeitnahen Lessing, von dem Nietzsche schrieb »Darum hat Lessing, der ehrlichste theoretische Mensch, es auszusprechen gewagt, daß ihm mehr am Suchen der Wahrheit als an ihr selbst gelegen sei: womit das Grundgeheimnis der Wissenschaft, zum Erstaunen, ja Ärger der Wissenschaftlichen, aufgedeckt worden ist.« Kürzer formulierte es schon Konfuzius (ca. 551 – ca. 479 v. Chr.): »Der Weg ist das Ziel.«
Ob nun letzteres für diese in jeglicher Hinsicht prallgefüllten beiden Mappen Sie oder ein anderer stehen, wird sich weisen. Sache ist, daß angesichts der regelrechten Durchmixtheit der oben belegten Markt-Exemplare, von denen unbeschadet der Marginal-Abweichung von Blatt 1, s. o., kein einziges dem hiesigen als eines einheitlich geschlossenen completten Ganzen zur Seite stellbar ist. Bis hin zu Halle’s, weil nur in »guten« Abdrucken. Solchermaßen das Facit allen Abwägens und Gewichtens zwangsläufig auf ein
excellent
hinausläuft. Für ein Exemplar, wie hier nicht nachweisbar. Und sich somit auch im nachhinein gut und gern als unwiederholbar erweisen könnte. Als Bestätigung manch nagenden Sammler-Versäumnisses.
Wie gegenteilig letzterem bei kürzlicher vergleichbarer Gegebenheit der Erwerber eines imperialen Exemplars von Ridinger’s Majestätischer, der 18blätt. 1734er Neue Reit Schul Th. 628-645, mailte:
» Und es ward eine große Freude! Dank Ihrer genialen Verpackungskunst ist die Sendung in perfektem Zustand bei uns eingetroffen. Über die Qualität der Stiche sind wir sehr begeistert. Die Überweisung erfolgt umgehend. «
Wie niemeyer’s ebenso stolz ist auf den heutigen Fund von »ridinger’s works«.
Und nicht ausschließen möchte, über kurz oder lang auch ob dieser Stücke mit einer ähnlichen Reaktion erfreut und zutiefst dankbar bedacht zu werden. Oder wie seitens eines in jüngerer Zeit sich nicht weniger ins Schwarze getroffen fühlenden Sammlers bei Erhalt der 16blätterigen Par force Jagd:
» dankend bestätige ich den Erhalt Ihrer Sendung … werden eine Zierde sein in meiner jagdgetränkten neuen Heimat und mich so an die alte erinnern … Ich danke sehr … «
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In-and-Out-again-Prices are timid as a fawn.
Thus don’t kick the can down the road for something that could be safeguarded today.

Die Füchse sind zweyerley rothe und Brandfüchse (Th. 218)