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Dresdner Rede
Der verharmloste Ridinger
Auf der Festveranstaltung der Technischen Universität Dresden, Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften, zum 300. Ridinger-Geburtstag am 27. April 1998 auf der Grillenburg gehaltene und hier überarbeitete und erweiterte Rede, die teils erkennbar begeistert aufgenommen wurde, teils aber doch eher jener Reserve begegnete, die um die Nischen-Wohligkeit eines hausväterlichen alten Vertrauten bangte, dem auf einem entsiegelten Parkett (wieder)zubegegnen die Zeit indes gekommen sein sollte.
Die Einladung der Veranstalter, auf dem Festakt den kunsthistorischen Beitrag zu übernehmen, bot somit die willkommene Gelegenheit, die Gedankengänge aktuell zu definieren und den Jahre zurückliegenden Faden wiederaufzunehmen, der unter dem Motto „Ridinger der Unbekannte“ als Heft 13 der hiesigen Ridinger-Schriftenreihe mit den Stationen
Ridinger – die Marke / Ridinger – der Unbekannte /
Ridinger – der Kommende / Ridinger – der Doyen
seinen ersten Niederschlag gefunden hatte.
Mein Dank geht daher nach Dresden, ohne dessen Forum diese Überlegungen nicht sobald zur Diskussion gestellt worden wären. Man möge mir gestatten, das lokale Umfeld selbst als ein sympathisches Zeichen zu nehmen. Schließlich war es Dresdner für Ein- und Ausstieg des Lebens des großen Georg August Wilhelm Thienemann, war es in Leipzig, wo dieser „als armer Student“ seine ersten Kupferstiche von Ridinger erwarb. Und wo er in Rudolph Weigel nicht allein dem Ridinger-Tycoon begegnete, sondern zugleich dem künftigen Verleger seines Werkverzeichnisses als dem bis auf den heutigen Tag ebenso unverzichtbaren wie einfühlsamen Begleiter für Generationen von Sammlern, Kunsthistorikern und Händlern.
Bei solcher Konstellation ist es denn schon nur noch von marginalem Interesse, daß er natürlich ein Bruder des „bedeutende(n) Ornithologe(n)“ (ADB) Friedrich August Ludwig Thienemann als nur einer der Spitzen der über Generationen hinweg naturwissenschaftlich, namentlich ornithologisch, so überaus fundiert praktizierenden großen Familie der Thienemänner war, der 1824 zum Direktor des Dresdner Naturaliencabinets avancierte. Wie er selbst denn – Dank Hans-Joachim Thienemann in Kassel als einem der Urnachkommen – als Emeritus gemeinsam mit dem älteren Brehm auf dem Friedenstein in Niederlößnitz bei Dresden ornithologischen Studien nachging. Kurz, Sachsen als eine Hochburg Ridinger’s hinweg über die Zeiten.
Zu danken habe ich gleichermaßen privaten wie öffentlichen Adressen für stete Aufgeschlossenheit für Rückfragen und Bitten um Mappeneinsicht, Fotografier- und Zitiererlaubnis. Ohne dieses verständnisvolle Eingehen wiese die hiesige Ridinger-Datenbank nebst Bildarchiv, und damit das Heutige selbst, schmerzliche Lücken auf.
Wenn ich in diesem Zusammenhang und stellvertretend für alle die Städtischen Kunstsammlungen Augsburg namentlich erwähne, so nicht nur, da das dortige Ohr zwangsläufig besonders weit geöffnet ist, sondern da eine sehr gewichtige Stimme der jüngeren Literatur bezüglich Augsburgs in puncto Ridinger gleich zur Sache kommt. Weil nämlich letzteren „künstlerische Gesamterscheinung eigentlich nichts von einem ‚Augsburger‘ Künstler“ habe; „und doch empfindet man ‚Augsburg‘ als eine notwendige Voraussetzung für ihre Entwicklung“. Und unter diesem Aspekt, und nur unter diesem, bilden Ridinger und Augsburg, oder umgekehrt, denn in der Tat ein Synonym, das mit dazu beigetragen haben könnte, daß der Meister kunsthistorisch von jeher, schon Thienemann monierte dies als unverständlich[1], vernachlässigt worden ist. Zu Unrecht, wie Wolf Stubbe ganz klar definiert[2]. Denn
„ seine graphischen Arbeiten (haben) kaum etwas gemein mit den dekorativ-ornamentalen Kupferstichen aus den Werkstätten in seiner Nachbarschaft “.
(Ein Wort zu Georg Philipp Rugendas I in diesem Zusammenhang hätte erwartet werden dürfen.)
Es liegt auf der Hand, daß allein schon unter solchen Vorzeichen der 300. Geburtstag Anlaß genug sein mußte und muß, dem Ridinger-Bild zu seinem Selbst zu verhelfen. Nämlich dem Meister zu seinem kunsthistorischen Platz.
Wie ihn als „eine(m) der hervorragendsten deutschen Graphik-Künstler aus XVIII Jh.“ gelegendlich der 1997/99er Wanderausstellung des Polnischen Nationalmuseums in Kielce dessen Direktor, Alojzy Oborny, mit den Worten definierte:
„ Dieser Künstler wurde in der Vergangenheit einigermaßen verkannt, aber sein Rang in der Kunstgeschichte wird mit der Zeit immer höher. “[3]
weiter in der Rede …