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Optische Dramatik — im Schilf reflektiert
Nicht nur der Füchse + Falken Beute …
Johann Elias Ridinger (Ulm 1698 – Augsburg 1767). Ein böser Feind hat hier die wilde Gans erschrekt — Schlau ist des Katers list. Zum einen in dichtem Schilf ein Iltis, die eine Gans gepackt haltend, derweil der andere Elternteil abstreicht und die Küken flüchten, zurückgesetzt ein Anwesen, zum andern in schilfbestandenem Bergkessel je zwei Reiher mit ausgebreiteten Schwingen + Kuder, davon je einer noch als Beobachter. 2 Blatt. Radierung mit Kupferstich von Martin Elias Ridinger (1731 Augsburg 1780). Bezeichnet: XIV. bzw. XV. / Ioh. El. Ridinger, inv. et del. / Mart. El. Ridinger, sculps. A. V., ansonsten wie vor und unten. 28-28,1 x 26,2 cm.
Thienemann + Schwarz 357 + 358; Schles. R.-Slg. bei Boerner XXXIX, 1873 + 1874; Slg. Reich auf Biehla 101 + 102 ( „Sehr selten“, 1894! ).
Das oben gerundete Paar XIV/XV der 1779 abgeschlossenen 46blätt. Folge Zu den besondern Ereignissen u: Vorfallenheiten bey der Jagd ( „The rarest set of Ridinger’s sporting line engravings“, Schwerdt, und, so Thienemann, „fast durchgängig so eingerichtet, dass immer zwei und zwei mit einander harmoniren und Seitenstücke bilden, wie sie denn auch paarweis verkauft worden sind“) und ausschließlich von Johann Elias’ Ältestem, Martin Elias, nach überwiegend väterlicher Vorlage auf Kupfer übertragen.
Wobei nicht allein nach hiesigen Erkenntnissen Martin Elias’ Bedeutung für das Ridinger-Œuvre sichtbar über eine nur engagierte Mitarbeit als Stecher hinausgeht. Schon als 30jähriger wirkte er geradezu als ein spiritus rector hinter den Kulissen. Der dafür sorgte, daß Folgen nicht vorzeitig abgebrochen wurden oder, wie hier, postum erschienen.
Und indem Wolf Stubbe (Joh. El. Ridinger, Hbg./Bln. 1966, SS. 16 f. + Taf. 34), in medias res gehend, Th. 722, Der Wilde Büffel und das Crocodil, aus den Kämpfen reißender Thiere bezüglich seiner Lichtbehandlung – insbesondere an Hand des hier
optischen Dramatik der gegenzügigen , kontrastierenden Schilfbündel ,
des wetterleuchtend-grell das Furioso des Geschehens reflektierenden Schilfes
– als einen künstlerischen Zenit des Spätwerkes feiert, erweist er zugleich, da an Hand dessen Kupfer, nicht der Zeichnung, urteilend, eben auch Martin Elias als dem Ätzer/Stecher jener Arbeit seine Reverenz. Ein Aspekt, der das Ridinger’sche Zusammenspiel vertiefend beleuchtet.
„ Ein böser Feind hat hier die wilde Gans erschrekt;
Sie war mit ihrer Brut in sichres Rohr verstekt.
Sie glaubte sich ganz frey von allen Überfällen;
Allein der Iltis weiß ihr heimlich nachzustellen.
Er greift sie muthig an, hört nicht auf ihr Geschrey,
Sein Hunger wird gestillt; er ist vergnügt dabey. “
„ Schlau ist des Katers list; er laurt auf seinen Raub
Mit Augen voll von Durst nach armer Thiere Blut;
Durch seinen Grim(m) legt er auch manches in den Staub;
Hier löscht des Reigers Schweiß die stark erhizte Glut.
Und so muß öfters auch dem Mächtigen u: Reichen
der gute arme Mann mit seiner Tugend weichen “
Die beiden Schlußzeilen des Untertextes des zweiten Blattes – Fettsatz nicht im Original – überdies auch hier jenen bislang mit Fleiß übergangenen Ridinger dokumentierend, der gelegentlich dessen 300. Geburtstag auf dem Festakt der TU Dresden Gegenstand der hiesigen Dresdner Rede – Der verharmloste Ridinger war.
Dem Sammelband eines alten adeligen Bestandes entstammende schöne, gleichmäßig kräftige Abdrucke mit typogr. Wasserzeichen als wohl Neben- oder Gegenmarke der Wangener Papiermühle als einer der von Ridinger bevorzugten festen Bütten-Qualitäten
mit der römischen Numerierung
(„Wenn sie fehlen, so deutet dies auf spätere Abdrücke“, Th.). – Oben + unten 8,4-10,1, an den Seiten 3,1-3,5 cm breitrandig. Im überaus breiten weißen Oberrand noch die beiden Löchlein der ursprünglichen lieferungsweisen Heftung.
Angebots-Nr. 15.819 | Preis auf Anfrage