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Die Ankunfft des Fürsten auf dem Rendevous (Th. 54)
Johann Elias Ridinger (Ulm 1698 – Augsburg 1767). Die Par force Jagd des Hirschen und deren ganzer Vorgang mit ausführlicher Beschreibung. (Augsburg, Selbstvlg., 1756.) Vierteilige Folge von
16 Blatt in Radierung mit Kupferstich
(ca. 31-31,5 × 47,5-48,5 cm [12¼-12⅜ × 18¾-19⅛ in).
Thienemann + Schwarz 49-64; LeBlanc 112-127; Kunst-Catalog Weigel 16545 (»alte jetzt nur selten vorkommende Abdrücke«, 1847!) + Abt. XXVIII (1857), Ridinger 4 A (von C); Katalog Frhr. von Friesen (1847), 1035 (»sehr seltene Folge«); Helbing XXXIV (Ridinger, 1900), 141 (»Neue Abdrucke«, wohl noch nach Weigel 4 C); Halle LXVIII (1928), 322 (nur 15 Blatt, davon nur 5 breitrandig); Schwerdt III (1928), 134 (»A fine set, of historical value, which is much sought after«); Thiébaud (1934) 783:
« Une des plus belles suites de Ridinger »
Cat. Jeanson (1987), 490; Ridinger-Katalog Kielce (1997), 15-26 nebst 4 Abbildungen (nur 12 Bll.); Solms-Laubach, Die schönsten Jagdbilder aus europäischen Sammlungen, 1961, SS. 118 f. + dblgr. Abbildung
( »Der einzige Maler in diesem Buch, der den Namen Jagdmaler verdient, ist Johann Elias Ridinger … Er schuf meist ganze Serien, die alle Jagd- und Wildarten erschöpfend behandeln. Die stets beigegebenen Texte (in Deutsch) erläutern mit wissenschaftlicher Genauigkeit das Dargestellte …« );
Stubbe, Joh. El. Ridinger, 1966, SS. 15 ff. nebst 2 Abbildungen
» eindrucksvolle[s] Zeugnis von Ridingers reifer Stecherkunst! «
Das Buch der Jagd, 1977, SS. 52 ff. nebst 7 Abbildungen; Blüchel, Die Jagd, 1996, I, SS. 135 f. nebst 8 Abb.
Das unter jeglichem Aspekt herrliche Exemplar
auf plano Linien-Papier (ohne Mittelfalte!) mit seitlich ca. 8,9-13 (3½-5⅛) bzw. oben/unten 8,9-11,2 cm (3½-4⅜ in) breitem Rand, ergebend ein Blattformat von ca. 50,5-51,5 × 69,2-72 cm (19⅞-20¼ × 27¼-28⅜ in). Unbeschadet klar lesbarer Wasserzeichen wohl nicht die von Ridinger generell bevorzugte WANGEN-Marke der Loth-Dynastie auf der Lottenmühle in Nieder-Wangen an der Argen. Die Nebenmarke indifferent.
Eingebettet gewesen aber – siehe die linksseitigen Falzstreifenreste vormaliger Œuvres de Ridinger-Bindung – in ihresgleichen. Bis hin zu
ihr Hell-Dunkel voll ausspielender überragender Druckqualität,
Frische und, eben, plano Zustands!
Die Par Force Pferde werden auf den Rendevous aufgeführet (Th. 51)
Die prägnante Bild-Text-Unterweisung
mit ihren 6-10zeiligen Untertexten mit auch all den französischen Fachtermini
» … bring(t) zudem die angenehme Befriedigung,
die gute, von Grund auf entwickelte Informationen zu bereiten vermögen .
Ein Leben voller Jagderfahrungen ,
ein mit denkbar wacher Aufmerksamkeit in vielen Jahren erworbenes Wissen von den Ursachen und Überlegungen, die zu den einzelnen Maßnahmen und Gebräuchen bei der Jagd führen, befähigten den Künstler, alle Arten der Jagd
nicht nur ihrem Vollzug nach ,
sondern vor allem aus ihren Gründen heraus
zu erklären. Das geschieht … in aller Kürze … der knappe Raum unter den Bildern genügt zu intensiven, dabei leicht verständlichen Erläuterungen in gestochener Schrift «
(Stubbe, a. a. O., S. 30).
Die Entstehungszeit der Folge durch Datierungen auf Zeichnungen zwischen 1746 + 1753 und zwei 1756er Platten-Datierungen belegt. Für erstere siehe Thienemann, a. a. O., Seite 274, Mappe I,b; (25 Blatt, vgl. Weigel, Catalog einer Sammlung von Original-Handzeichnungen, Leipzig 1869, Ridinger-Appendix, 448-475).
Der gängige Titel der Folge wohl auf Thienemann fußend, denn die von ihm diesbezüglich überzeugend beigezogene, gleichwohl ungestochen gebliebene monogrammierte Sepia-Zeichnung Weigel 449 (230 × 370 mm [9 × 14⅝ in]; Wawra 89 nebst Abbildung Seite 5; DJM 5209, dessen Wiedergabe auf einer Einladung zum 28. 10. 1992 im rechten Bildfeld uncomplett) zumindest bildseits unbeschriftet.
» Ein Polyhistor der Jagd war Ridinger aber nicht nur im Sinne jagdgeschichtlicher Überlieferungen, umfassend wie bei der Geschichte der Jagd will er zugleich bei der Behandlung des Themas Jagd auch dessen ganze damalige äußere und innere Bedeutung darlegen. Dies ist von frühauf sein bewußtes Programm: ›Vollkommene und gründliche Vorstellungen … der Edlen Jagdbarkeit‹, so beginnt daher der Titel seiner ersten, 1729 erschienenen Folge von Jagdstichen (Fürsten-Jagd-Lust , Th. 13-48).
Die Vorsuche mit den Leit=Hunden zur Par Force Jagt! Ausschnitt aus Th. 49.
» Zu der Vollkommenheit und Gründlichkeit (jener) Serie gehört nach Meinung ihres Autors vieles. Sie muß die Waffen und Geräte erläutern, wie sie bei der Jagd ›nach eines jeden Thiers Art und Manier erforderlich sind‹, muß deren Gebrauch schildern, und alle diese sachlichen Informationen haben sich auf Angabe wohlerfahrener Jäger zu stützen. Die Stichfolge(n) soll(en) aber auch die Sprache des Waidmanns eindeutig erklären, und es versteht sich, daß jedes Tier und jeder Vorgang genau nach dem Leben zu zeichnen sind. Es liegt dem Künstler vor allem an dem Nutzen, ›so sich in specie junge Herrschaften daraus schöpfen‹, und um dieser Förderung eines waidgerechten Nachwuchses gründlich Rechnung zu tragen, wird mit den Darstellungen eine möglichst kurze und möglichst klare Beschreibung verbunden , die sich bewußt von den in älteren Büchern so weitläufigen (und daher wohl auch schwer verständlichen) Explikationen unterscheiden «
(Wolf Stubbe, a. a. O., S. 8, Fettsatz nicht im Original).
» … die Einrichtung und Gestaltung der Jagd (aber)
gehörten zu den künstlerischen Aufgaben des 18. Jahrhunderts «
So in einem 1991er Ausstellungskatalog der Hamburger Kunsthalle in Kommentierung eines Ridinger-Exponats.
Die Jagd der Ridingerzeit kunsthistorischerseits also nicht länger gesondert für sich begriffen, gesondert also auch nicht Ridinger selbst als deren bloßen Protagonisten, sondern gesehen als in engstem Kontext stehend mit dem Jahrhundert als Ganzem. Mit aller Herausforderung an die Forschung, die sich hieraus zwangsläufig ergibt. Und auch daraus ergibt, wenn an gleicher Stelle
» das gestochene , radierte und geschabte Werk Ridingers
den großen graphischen Œuvre des 18. Jahrhunderts «
gleichrangig zur Seite gestellt wird:
» Wie Piranesi sich an die antiquarisch interessierten, Hogarth an die bürgerliche Vernunft mit ihren (gleichfalls) durch gestochene Erklärungen ergänzten Werken wandte, hatte Ridinger zweifellos das Interesse der Höfe und der Aristokratie auf seiner Seite. «
Hier denn als
der vollständige Verlauf einer klassischen Parforce-Jagd ,
deren Erfinder lt. Döbel der Heilige Hubertus »seyn soll« und,
» zu den gesuchtesten Werken unseres Meisters «
(gehörend,) … nach abgeschaffter Parforcejagd sogar einen historischen Werth erhalten hat« (Th.). Und Gaston III/Phebus galt letztere schlicht als die edelste und aufregendste Art der Jagd. So in seinem 1387/89 für Philipp den Kühnen verfaßten, im Original heute verschollenen Le Livre de Chasse, beeindruckende Naturgeschichte und schönstes Jagdbuch des Abendlandes in einem.
» Im Grunde wird (bei der Parforcejagd) eine alte Jagdform wieder aufgegriffen, wie sie schon in der Antike und während des Mittelalters vor der Existenz der Schußwaffen ausgeübt wurde, nämlich die Hetze des Hirschs zu Pferd und nur mit Hilfe einer starken Hundemeute. Die Waffe bekommt auch bei der Parforcejagd erst im letzten Akt der Jagd Bedeutung, wenn das erschöpfte, von den Hunden gestellte Tier erlegt wird. Während aber bei der alten Hetzjagd die Hunde nur mit dem Gesicht jagten und aufgaben, sobald sie das Wild aus den Augen verloren, müssen die Parforcehunde auch der Fährte des angejagten Tieres folgen können … In der schnellen Verfolgung des Hirschs durch die Meute und die berittenen Jäger, in seiner Unterscheidung vom übrigen Wild und im Wiederfinden der verlorenen Spur lagen Reiz und Bedeutung dieser Jagd … Die Parforcejagd forderte vorzügliche Jäger …, die auf der Höhe der jagdlichen Ausbildung ihrer Zeit sein, die Jagd und ‚gerechten Zeichen‘ des Hirschs kennen, ihr Pferd beherrschen, mit den Hunden arbeiten und das Jagdhorn blasen können mußten … Zugleich brachte die Pflege der Parforcejagd an den Fürstenhöfen eine Steigerung der Hubertusverehrung mit sich «
(Gisela Siebert, Kranichstein, 1969, SS. 55 f. + 64).
Ridinger’s »Par force Jagd des Hirschen«
denn auch gleichermaßen künstlerisches Ereignis und Triumph der reifen Jahre:
» Natürlichkeit und Lebendigkeit, die von den Zeitgenossen an Ridingers Stichen besonders gerühmt werden, beruhen auf vielen Faktoren, über die der Künstler – wie bei dem der Lichtbehandlung – sich im Laufe seiner Entwicklung überhaupt erst klar wurde, oder die er erst in seiner Reifezeit voll auszubilden verstand. Gleich wichtig wie der Einsatz von Lichtwirkungen ist für die Belebtheit des Aspektes die Komposition der Darstellung, denn wäre er lediglich auf Lineares angewiesen, auf Konturenzüge und die Verläufe von Binnenlinien, so würde der Kupferstich schwerlich zu augenfälliger Wirkung kommen. Gerade die Einbeziehung des Lichtes in die Struktur des Gesamtaufbaues, die damit in Form von hellen und dunklen Gründen die Anordnung der Komposition nachdrücklich visibel macht, verleiht im Zusammenspiel mit den linearen Bewegungen erst einer graphischen Komposition ihre dynamischen Kräfte «
So Stubbe, a. a. O., S. 16, in u. a. Gegenüberstellung so thematischer Parallelen wie dem frühen (hochformatigen) Bestetten des Edlen Hirsches mit dem Leithund (Th. 16) der 1729er Fürstenlust-Folge und dem späten Anjagtshirsch (Th. 56):
Der Anjagts Hirsch wird mit dem Lancier Hunde gesprengt! (Th. 56)
» Immer im Hinblick auf den Anfang und die reife Leistung gesehen, wird man finden, wie wenig von vereinheitlichender Atmosphäre das frühe Blatt besitzt, es erscheint zerrissen. Dagegen verbindet auf dem späteren Querformat ein reich differenziertes, dabei jedoch gleichmäßiges, weit zur Tiefe gestuftes Waldesdunkel alle Einzelheiten. Zwei klar durch den mittleren, zweistämmigen Baum getrennte Lichträume durchhellen hier den homogenen Waldesschatten. Nun wieder das frühe Blatt mit den ‚Bestetten‘ des Hirsches. Die Lichtverteilung auf ihm ist kleinteilig. Die Schatten hinter dem Suchknecht links ohne jede Artikulation, anstelle des differenzierten, Waldestiefen ahnenlassenden Dunkels hindert ein Liniennetz, das gleich hinter den am Waldesrand stehenden Bäumen erscheint, unseren Blick wie ein Vorhang daran, in die Tiefe zu dringen « (S. 15).
Erst diese landschaftliche Fortentwicklung mit dem Licht als eines zentralen Aspektes ließ Ridinger zu dem
unstreitig »bedeutendste[n] Augsburger Landschafter
dieser Zeit« werden, als den ihn Ernst Welisch vor hundert Jahren erkannte, »obzwar er hauptsächlich als Tiermaler bekannt ist« (Beiträge zur Geschichte der Augsburger Maler im 18. Jhdt., 1901, SS. 91 ff.). Und als welcher er sich in anstehender Parforce-Folge so souverän darbietet.
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