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Frühstzustand der Erstausgabe
von Ridinger’s 1748er indischem Panzer-Nashorn
»Jungfer Clara«
als eines Meilensteins zoologischen Wissens
— Oudry’s berühmtes Schweriner 306 × 453 cm Öl folgte erst ein Jahr später —
»nach dem Leben gezeichnet«
womit er »demjenigen Dürers als dem bislang unverändert für maßgeblich gehaltenen eine … den wissenschaftlichen Anprüchen seiner Zeit entsprechende Darstellung von größerer Naturwahrheit entgegen(setzte)« (Morét).
Ridinger, Johann Elias (Ulm 1698 – Augsburg 1767). Asiatisches Nashorn. Vor Schilf- und Baumkulisse springend nach rechts. Kolor. Radierung mit Kupferstich. Bezeichnet: RHINOCEROS. / Nasehorn. / Rhinocerot. / Q(uadrupedum). D(ispositio). s. (seitens Th.’s mit »§.« umbezeichnet) XI. / Familia III. Dreyhufig. / Joh. El. Ridinger ad vivum del. (Fettsatz nicht im Original) fec. et exc. Aug. Vind. 30,8 × 20,8 cm (12⅛ × 8¼ in).
Thienemann (Schriftabweichungen s. u.) + Schwarz (ohne Schriftzitat) 1027; J. H. Niemeyer, Joh. El. R. im Reiche der kolor. Thiere / Entstehung und Vollendung einer Folge, Seiten 25 f. als Heft 22 der schriften der ridinger handlung niemeyer.
IM RIDINGER’SCHEN ORIGINAL-KOLORIT
des seit 1754 entstandenen und nicht vor 1773 endgültig postum abgeschlossenen, unnumerierten Kolorierten Thier-Reichs (»Vollständige Exemplare sind fast unauffindbar«, so Weigel, Kunstkat., Abt. XXVIII, Ridinger-App. 63a als lediglich 120blätt. Torso, 1857 ! , doch auch nur schon Einzelblätter nur sehr selten am Markt, bei niemeyer’s derzeit gleichwohl das eine wie die andern). – Eine entgegen Ankündigung unkoloriert gebliebene Zweitausgabe von den nunmehr unter Fortfall selbst von Tieren verkürzten und ohne die Ridinger-Signatur anders betitelten, jedoch numerierten Platten erschien 1824/25 bei Engelbrecht/Herzberg in Augsburg.
Thienemann unbekannt gebliebener FRÜHSTZUSTAND der ERSTAUSGABE vor Fortfall nicht nur des auch schon von Th. zitierten »Q. D. S. XI.« als Verweis auf das Standardwerk Quadrupedum dispositio brevisque Historia Naturalis, sondern auch noch mit dem ausgeschriebenem Familia + Dreyhufig als von Th. mit »Fam. III. Dreyhufige« zitiert. Als etwa auch Th. 1030 solchermaßen nach dem m abgekürzt, explicit nicht aber Th. 1029, ist von Zitier-Korrektheit auszugehen. Im endgültigen Zustand der Erstausgabe lautet die infolge Fortfalls des Q. D. S. XI. innerhalb des Untertextes leicht nach oben verschobene Zeile von Th. 1027 Familia III. Dreÿhufige.
Bezüglich der Q. D. S. XI.-Verweise vermerkt Thienemann im Thierreich-Vorspann (S. 200) im übrigen, man fände diese »auf einigen Tafeln noch«, wie denn für ihn für sieben derselben auch nur belegbar geblieben. An Hand des hiesigen Exemplars der Sammlungen Pfeiffer/Weinberg konnten dem auf einen Schlag gleich sieben bzw. acht weitere als solchermaßen Frühest-Zustände hinzugefügt werden!
Perlen also für Sammler, als detektivisch geradezu spannend für Entwicklung, Fortschreiten und Endgültigkeit der Originalausgabe des Werkes, erweisen sich dessen bald feine, bald drastische textliche Unterschiede, wie sie dem Kenner noch alten Schrots und Korns auf der Zunge zu zergehen pflegen, ihn fiebern lassend auf der Jagd nach solchen, als gelte es der Wiederkehr eines Dresdner 66-Enders.
Mit dem für seine Sammlungen berühmten Klein (»Plinius Gedanensium«, Königsberg 1685 – Danzig 1759; Danziger Stadtsekretär, später Direktor der von ihm mitbegründeten Danziger Naturforscher-Gesellschaft, Mitglied der Royal Society, London, und Ehrenmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg; ADB XVI, 92 ff.) stand Ridinger in regem Kontakt und wurde von diesem auch für sein Thierreich-Unternehmen vielfältig unterstützt. Kleins von Linnés anatomischer Systematik überholter Klassifizierung nach Art und Zahl der Gliedmaßen folgend, tragen die Frühzustände einiger Blätter der Folge denn auch noch Referenzen zu dessen Quadrupedum dispositio brevisque Historia Naturalis, wie Thienemann für einige Tafeln bekannt und für verschiedene weitere per hier vorliegendem Komplett-Exemplar dokumentiert. Ridinger selbst hebt per Vorwort in seinen Dankesworten »insonderheit die ungemein schöne Sammlung des Herr P(rofessor). Klein aus der Ludolphischen Verlassenschaft, welche lauter Original=Stücke enthält,« hervor.
Auf wasserzeichenfreiem C & I Honig-Papier als jener festen holländischen Qualität, wie sie Ridinger entsprechend seiner Vorrede zu den Hauptfarben der Pferde
» wegen der feinen Illumination « für die kolorierten Werke
verwandte, »weil es hiezu das anständigste und beste ist«. – Dreiseits 2,2-3,5 cm, unten 3,7 cm breitrandig. – Nicht erwähnenswerter Anflug gleichmäßig zarter Bräunung, so man sie partout wahrnehmen möchte.
Dargestellt ist das seltene Panzernashorn »Jungfer Clara«
(Rhinoceros indicus Cuv. / R. unicornis L.), das Douwemout van der Meer als Kapitän der Knappenhof der Ostindischen Kompanie 1741 dreijährig aus Indien nach Holland mitgebracht und bis zu dessen Tode 1758 (so Morét, s. o., hingegen Rieke-Müller zu kurzfristig »Um 1741/48«; 1756 skizzierte es noch Cornelis van Noorde auf der Haarlemer Kirmes, s. u. per Sliggers) in Europa herumgezeigt hatte. Wobei er
» als geschickter Schausteller Meßzettel und Stiche mit Beschreibungen … drucken (ließ; ›war um 1745 wohl der erste, der seinen Namen auf Kupferstichen vom Rhinozeros ›Jungfer Clara‹ erwähnen ließ und damit bewußt aus der Anonymität heraustrat‹, Rieke-Müller) … Interessanterweise orientierte man sich bei der Mehrzahl der in den 1740er Jahren entstandenen graphischen Darstellungen des Nashorns an Dürers berühmte(m) Rhinoceros-Holzschnitt von 1515. Dies ist insofern nicht verwunderlich, als die Dürer’sche Darstellung in zoologischen Werken bis ins 18. Jahrhundert hinein immer wieder kopiert worden war und somit die Vorstellung vom Aussehen des Tieres nachhaltig beeinflußt hatte « (Morét).
Gearbeitet nach der spiegelbildlichen, hinsichtlich der verschiedenen Stellungen mit »6« präzisierten, Zeichnung in schwarzer Kreide Weigel (1869) 54. Die dortigen Positionen 50-55 (Th. IX, 11) dürften besagten sechs Positionen entsprechen. Dem Nashorn-Komplex zugehörend des weiteren die drei Zeichnungen Weigel 707/09, davon eine mit 1754 datiert, sowie die beiden Bleistift-Umrisse Th. XII, 7, von denen einer vermutlich die Zeichnung des Kupferstichkabinetts Berlin betrifft (Bock, 1921, 8437; Katalog Darmstadt III.12 mit Abb.).
Seinem naturwissenschaftlichen Range folgend, ist Ridinger’s Rhinoceros in allen seinen Formen ein thematisch wie künstlerisch gesuchtes Sammlungsobjekt von Graden. So katapultierte die Ratjen Foundation Vaduz 1991 in London eine der mit »6« präzisierten Clara-Vorzeichnungen von geschätzten 2-3000 Pfd. auf 20000 Pfd, erworben schließlich 2007 von der National Gallery Washington. Und noch in jüngerer Zeit erst steigerte sich in deutscher Auktionsrunde, die Schätzung verdoppelnd, ein Exemplar des S/W-Kupfers Th. 295 auf einen Endpreis von runden 1850 Euro!
Entsprechend spektakulär (»Spectacle müssen sein«, Maria Theresia, »halb resignierend«) die seinerzeitige Darbietung der »Jungfer Clara« in Augsburg, welch letzterem damit zugleich die Reverenz als Metropole erwiesen wurde:
» ›Fremde‹ Tiere besaßen … auch außerhalb der höfischen Lebenswelt einen besonderen Kulturwert, wenn sie zur Steigerung der Attraktivität einer Weltstadt wie Wien und zur Zerstreuung ihrer Bewohner beitrugen … ‚Alle Ergetzlichkeiten, welche auf eine unschuldige Art die Sinne vergnügen … gehören unter die Annehmlichkeiten und Vorzüge großer Städte, die den Einwohnern und Fremden den Aufenthalt angenehm machen‘, hieß es in einer juristischen Abhandlung «
So Rieke-Müller, zugleich auch auf die Konkurrenzsituation solch städtischer Veranstaltungen gegenüber den Höfen aufmerksam machend, wie denn der französische nur zu gern Jungfer Clara für seine Menagerie in Versailles erworben hätte, auf Grund der hohen Kosten für solche Exoten, 100.000 ecus für selbige, 2000 Gulden 1690 für einen Elefanten, aber hatte verzichten müssen.
Daß derartige Spektakel – anstehendenfalls immerhin das einzige Rhinoceros des 18. Jahrhunderts auf dem europäischen Kontinent! – von der Obrigkeit auch in Preußen »am Ende der Regierungszeit Friedrichs II.« nicht unisono so gesehen wurde, belegt R.-M. mit einer 1781er Kabinettsorder Friedrichs des Großen (SS. 163 f.) gelegentlich des Einzugs eines »Kerl(s) mit wilden Thieren« in Halle. Seitens desselben Monarchen also, der 35 Jahre zuvor Clara bei ihrem Berliner Auftritt auf dem Spittelmarkt gleich zweimal seine Aufwartung machte. Am 26. April 1746 mit dem gesamten Hofstaat, am 27. nochmals privatim, hinterlassend 12 bzw. 6 Dukaten.
Den von R .-M. für die 2. Hälfte des Jahrhunderts reklamierten und per 1775 ff. belegten Aspekt einer en vogue werdenden »zunehmend naturkundlichen Wißbegierde« hatte Ridinger im übrigen – als lediglich weiteres Beispiel – per Titel zu seiner Fabel-Suite schon 1744 vorweggenommen.
Wie er andererseits mit seinem Der Elephant und das Nashorn (Th. 721) die Alten mit Plinius an der Spitze bestätigte, wonach das Nashorn von den beiden im Grunde sich ebenbürtigen kolossalen Dickhäutern dank seines Horns im Kampf letztlich der vom Elefanten denn auch gefürchtete Stärkere bleibt. Belegt ist der diesbezügliche Wunsch König Manuels I. von Portugal nach einem Schaukampf zwischen einem Elefanten und dem ihm aus Goa 1515 zugekommenen Nashorn. Ersterer, allerdings noch jung an Jahren, nahm Reißaus, als er des letzteren auch nur ansichtig wurde.
Hiesiges freundliches Bild also – »Sie sagen auch das der Rhinocerus … auch Lustig sey«, so Dürer in seinem Flugblatt mit dem von ihm gleichwohl sichtbar genug nicht nach dem Leben wiedergegebenen Manuel-Rhinoceros – von höchst gewichtigem Gehalt. Ridinger – Künstler + Didaktiker. Und Vorwegnehmer, auch hier, von erst Kommendem. Denn was für die Epoche des Sturm und Drang steht, findet sich längst schon in seiner 8blätterigen, aus nur zu gutem Grund jahrzehntelang zurückgehaltenen, bis in die 1730er zurückreichenden (Bll. 1-4, betextet von Brockes, † 1747) Folge der Kämpfe reißender Thiere Th. 716-723. Wofür denn auch, wenngleich als abgeschwächte Eigentextung für die späten Blätter der 1760er, der Aufgalopp zum Elephant und das Nashorn steht:
» So groß und mächtig ist kein Wesen in der Welt,
Das seinen Feind nicht hat, der ihm die Wage hält. «
Für Komplettext nebst Abbildung siehe Ridinger-Katalog Darmstadt, 1999, IV.6, Seite 95.
» Clara war ein in Assam geborenes Rhinozeros, das größte der drei asiatischen Nashornarten … Angesichts der regelmäßigen und großzügigen Fütterung wog Clara wahrscheinlich etwas mehr als ihre Artgenossen im Durchschnitt, die zwischen 1.800 und 2.700 Kilogramm schwer sind … (Ihr Erscheinen in Europa) löste eine Welle der Rhinomanie aus, wie die vielen Aufträge, das Tier in Gemälden, gedruckt, als Porzellan, Bronze und Stoffen festzuhalten, beweisen. Claras erster Auftritt in Paris (1749), der Modemetropole der westlichen Welt, war sensationell … Oudry skizzierte Clara auf der Messe (von Saint-Germain) zwischen Februar und Ende April 1749 als Vorbereitung für das Gemälde, das er im kommenden Salon (1750) vorstellen wollte … Oudry zeichnete das außergewöhnliche Tier mehrfach, um es genau zu analysieren «
(Kornelia von Berswordt-Wallrabe, Oudrys gemalte Menagerie – Porträts von exotischen Tieren im Europa des 18. Jhdts., 2007/08, Seiten 142-144 + V f. incl. Text- + 2 dblgr. Farbabb.).
Wie letzteres mittels besagter sechs Zeichnungen Ridinger schon im Jahr zuvor
für sein Kupfer Th. 295 praktiziert hatte, dessen Veröffentlichung noch gleichen 1748er Jahres erfolgte und seine Clara-Veröffentlichung zu einer deren frühesten Wiedergaben beförderte. Sofern nicht gar unverändert als deren erste wissenschaftlichen Anspruchs beließ.
Die nur vereinzelten literaturbekannten unveröffentlicht gebliebenen Zeichnungen einschließlich der von Jan Wandelaar 1742 wahrscheinlich in Leiden gefertigten – deren Wiedergabe neben gleichartigen unbezeichnet gebliebenen sonstigen Nashorn-Abbildungen nur simplen Hintergrundstaffagen in Albibus’ anatomischem Atlas von 1747 diente, siehe Sliggers – beiseitelassend, rangieren folgende zwei/drei Kupfer rein zeitlich knapp vor dem Ridinger’s:
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Vera effigies Rhinocerotis … Anno 1741 … / Waare Afbeelding van Een leevendighe Renoceros of Naashooren … Kupferstich von einem hier nicht nachweisbaren H. Oster. Ca. 1747. Mit parallelem Untertext in Latein, Französisch, Holländisch und Englisch, darin eingebettet Porträt-Medaillon van der Meers, eingefaßt von maritimem Gerät. 41 × 53,5 cm.
Van der Meer’scher Meßzettel-Einblattdruck für den Aufenthalt in Frankfurt/M. mit dem naturnah gezeichneten Tier nach rechts vor ebenso reicher wie interessanter bergiger Hintergrund- und Nebenstaffage. So unter dem Bauch durchsehend die Einfahrt der Knappenhof nach ihrer Passage einer an offener See gelegenen beflaggten Stadt, stehend wohl für den Ausgangshafen. Rechts unterhalb des Kopfes dicht bei dicht Elefant in gesenkter Kampfhaltung und Nashorn, das Horn an Leib/Vorderbein des Elefanten gesetzt, stehend für Schon die Alten beschreiben den furchtbaren Kampf dieser kolossalen Dickhäuter … (Th. 721). Ganz am Rand unter einer Palme sitzender/stehender Eingeborener, deren Pfeile jeweils einem der beiden Tiere gelten. Dabei der dem Nashorn zugedachte schön in seiner Flugbahn gezeichnet.
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Wahre abbildung von einem lebendigen Rihnoceros (sic!), oder Nashorn das im Jahr 1741 als es drey Jahre alt gewest … es ist im Jahr 1748 in Stuttgart gewest … (Fettsatz nicht im Original.)
Entweder für den Auftritt in Stuttgart obiger Version nachfolgender Druckzustand mit dem Untertext nunmehr in Deutsch, Französisch, Holländisch und Englisch und dem Medaillon bei auch geänderter maritimer Einfassung mit der Knappenhof statt des Porträts ihres Kapitäns van der Meer oder formatgleiche spätere Kopie rücksichtlich des ist gewest bei offenbarem Fortfall auch der Stecher-Signatur.
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Abbildliche Geschichte der auslaendischen Landthiere, Zweytes Blatt, worinnen das Nashorn vorgestellet. Kolorierter Kupferstich. Nürnberg, Homann Erben, 1747. 49 × 56 cm.
Clara (A) groß seitlich von hinten vor nur leicht hügeliger, von zwei Palmen gesäumter Flachlandschaft. In Kartusche oben rechts spiegelbildliche Kopie des 1515er Dürer-Nashorns (B). Links davon und seitlich bis an Claras Maul heranreichender ausführlicher Text.
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Moritz Bodenehr’s (1665 vermutlich Augsburg 1748/49) hier nicht fixierbares Kupfer der selbst gesehenen 8jährigen (= 1748 und damit zweifellos Mai/Juni, s. o., in Augsburg) Clara – Ad viv. del. et sc. – als solchermaßen zeitgleich zu Ridinger. Wonach er denn tatsächlich erst am 9. März 1749 (so 1835 schon Nagler) verstorben wäre und nicht schon 1748 (Th.-B. 1910), wie beides noch 1996 seitens AKL offengelassen, per Clara-Kupfer nun aber mit 1749 entschieden sein sollte. Denn auch ein vorheriges Sehen in für 1748 gesichertem Stuttgart – siehe per II – schlösse sich zeitlich aus. Wie ansonsten auch Geburts-/Sterbeort in der Literatur unterschiedlichst geführt werden, Clara hier aber Th.-B’s. beides Augsburg stützen dürfte. »Das (Bodenehr-)Material befindet sich (eben noch) unbearbeitet in den großen Bibl. und Graph. Slgn, u.a. in Augsburg«, so resümierend Claudia Däubler-Hauschke im AKL.
Mit einem generellen mittelmäßig der künstlerischen Qualitäten der Bodenehrs – »Kupferstecher- und Verlegerfamilie, über drei Generationen von ca. 1630-1792 in Augsburg und Dresden nachweisbar« – besteht in der Literatur immerhin Einmütigkeit.
Und mit letzterer bildete Bodenehr’s Clara selbst dann keine Konkurrenz zu Ridinger’s Clara, sollte diese erst kurzfristig nach ersterer auf den Markt gekommen sein. Wie denn rein konzeptionell auch Homann – III – ausscheidet. Andererseits Ridinger van der Meer’s Meßzettel – siehe I/II – zur Hand waren und sich deren Hintergrund-Repoussoir von Gebirgskette, Palme und Schiff bediente. Basierend aber, es sei wiederholt, nachdem er es »In Augspurg lebendig … gesehen (hatte), da ich es
in (6) zerschidenen (sic!) stellungen nach dem Leben gezeichnet ,
in der höhe habe ich es 5½. in der laenge 11½. Schuh befunden, von farbe ware es dunckelbraun unten am Leibe an der Brust und in der tieffe der übereinander liegenden falten ist es gebrochen rothlicht …« um es dann, stehend nach links, brandaktuell seiner lieferungsweise erscheinenden Vorstellung der wundersamsten Hirschen sowohl als anderer besonderlicher Thiere konträr zu Dürer und damit als eines Meilensteins zoologischen Wissens hinzuzufügen. Aber vorerst eben nur in Schwarz/Weiß!
Womit es nicht sein Bewenden haben mußte, als ab 1754 sein Koloriertes Thierreich erschien, in welchem er nun
zwei seiner weiteren Clara-Zeichnungen erstmals veröffentlichte .
Und eben nun in Farbe !
» Es ist eine recht gelungene Abbildung, springend, und trefflich colorirt. Schade, dass sie so wenig bekannt und für naturhistorische Werke benutzt worden ist « (Th. 1856).
Hiesige vom Meister selbst noch ins Kupfer übertragene Clara also springend. Gefolgt von hier nicht aufliegender hingestreckter nach wieder links (Th. 1028), doch originalwidrig mit von den Söhnen hinzugefügtem und von Thienemann streng gerügtem zweiten Horn.
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- „berühmtes Werk, welches der verdiente Naturforscher Jacob Theodor Klein in Danzig unter dem Titel: Quadrupedum Dispositio brevisque Historia Naturalis 1751 … herausgab. Er hatte es vermehrt und verbessert selbst ins Deutsche übersetzt, und sein Freund Gottfried Reyger gab es 1760 unter dem Titel heraus: J. Th. Klein’s Natürliche Ordnung und Vermehrte Historie der Vierfüssigen Thiere. Ridinger stand in genauer Verbindung mit Klein, wurde bei diesem (Thierreich-)Unternehmen vielfach von ihm unterstützt und richtete sich nach Klein’s System“ (Th., S. 200)↩
- Etwa eines Julius Hofmanns, »Verfasser des besten (graphischen) Goya-Katalogs«, dem der große Max Lehrs 1922 gelegentlich der Auflösung dessen Sammlung auch das nachrief: »Er glaubte noch an die Wichtigkeit der Etats, der spitzen oder gerundeten Plattenecken … Stichelglitschern, Ätzflecken, polierten Rändern … wie sie nur der vertraute Verkehr mit einem alten Freunde zeitigt« (Boerner CXXXVIII).↩
- Gebaut 1731 für die Kamer van Amsterdam auf der dortigen VOC-Werft als Heckboot von 130 Fuß Länge für 650 Tonnen Ladegewicht und 150/180 Mann Besatzung. 1754 verkauft nach Batavia.↩
- Annelore Rieke-Müller, ›ein Kerl mit wilden Thieren‹ – Zur sozialen Stellung und zum Selbstverständnis von Tierführern im 18. Jahrhundert in Das XVIII. Jhdt. XXIV, 2 (2000), SS. 163 ff.↩
- F. W. H. Hollstein, German Engravings, Etchings and Woodcuts ca. 1400-1700, 1954 ff.. + Meder, Dürer-Katalog, 1932, jeweils 273 + Abb.; Ridinger-Katalog Darmstadt, 1999, S. 24 mit Abb.; K. von Berswordt-Wallrabe (Hrsg.), Oudrys gemalte Menagerie, 2007/08, S. 93.↩
- So Hubert Emmerig 1977 in Das Rhinozeros in Europa 1741-1758 und seine Medaillen gelegentlich des 9. Dr.-Irmgard-Woldering-Förderungspreises der Numismatischen Gesellschaft zu Hannover.↩
- Aus Jean-Baptiste Oudry’s (Paris 1686 – Beauvais 1755) Umkreis hier aufliegend eine zeichnerische Bärenhatz.↩
- Bert Sliggers, Het schetsboek van Cornelis van Noorde (1731-1795), 1982, Seiten 146 f.↩